Rezension

Ein etwas seltsames Buch

Morgenland - Stephan Abarbanell

Morgenland
von Stephan Abarbanell

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Cover zeigt eine Wüstenlandschaft mit einer primitiven Fahrbahn, einem Bus und zwei Menschen. Dabei denkt man gleich an die karge Landschaft des Nahen Ostens, die zurzeit so oft in unseren Nachrichten zu sehen ist.

Das Buch spielt allerdings nur zu einem kleinen Teil in Israel, im Jahr 1946. Palästina steht noch unter britischem Protektorat und junge Juden versuchen mit Anschlägen die Briten zu vertreiben und Theodor Herzls Traum von einem eigenen Staat für alle Juden Wirklichkeit werden zu lassen. Auch die junge Lilya kämpft und hofft, bei einem großen Einsatz dabei sein zu dürfen. Doch ihr Vorgesetzter schickt sie ins zerstörte Europa, wo sie nach einem verschollenen jüdischen Wissenschaftler suchen soll, dessen Bruder in Palästina lebt. Über London gelangt sie ins zerbombte Deutschland und sucht in den noch immer bestehenden Lagern und in Berlin nach dem Verschollenen.

Das Buch hat mir den Blick für eine Zeit geöffnet, von der ich nicht viel wusste. Dass Juden auch nach ihrer Befreiung aus den KZs noch in Lagern leben mussten, weil sich Briten, Amerikaner und andere Besatzer stritten, wer denn nun die schwer traumatisierten Menschen aufnehmen solle - das erinnert an den Streit um die Flüchtlinge in der EU, den wir im Moment erleben.

Abarnell erzählt sehr nüchtern, auch eine Liebesgeschichte nimmt nur am Rand einen kleinen Platz ein. Man taucht ein in eine fremde Welt. Trotzdem hat mich das Buch relativ unberührt gelassen, es fehlt einfach etwas Emotion. Der Autor kennt Israel gut, seine Kenntnisse sind fundiert und beschreiben Zusammenhänge, die man nachvollziehen kann.

Das Buch ist sicher interessant für alle, die sich mit Zeitgeschichte befassen und mehr über die Hintergründe unserer Geschichte wissen wollen.