Rezension

Ein großartiges Buch über Macht und Abhängigkeit

Die Einladung -

Die Einladung
von Emma Cline

Bewertet mit 5 Sternen

Alex ist, so sagt sie, 22 Jahre alt. Simon ist doppelt so alt, ihr Geliebter, Mentor und erfolgreicher Geschäftsmann. Es geht ihr bei ihm nicht schlecht. Besser als in der Stadt, in der sie in einer Wohngemeinschaft wohnte. Als sie abhaute, hinterließ sie ein paar Monate Mietschulden. Aber damit werden die schon klar kommen. Der Typ, den sie um einige Tausender und ein bisschen weißes Pulver geprellt hat, verblasst langsam in ihrer Erinnerung, dumm nur, dass er sie immer wieder anruft. 

Wenn Simon von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kommt, nimmt Alex ihn kurz oral, um ihn bei Laune zu halten. Das Leben könnte perfekter nicht für sie laufen, sie trägt die schönsten Kleider, isst die erlesensten Speisen, trinkt die teuersten Weine, schwimmt den halben Tag im Meer. und erholt sich am Strand, von den öden Partys, mit den langweiligsten Gastgebern und den spießigsten faltigen Frauen.

Obwohl Alex erst 22 ist, hat sie ein gutes Gespür für die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen. Sie sieht es in den kleinsten Zuckungen um Mundwinkel oder Augen. Wenn sie etwas erreichen will, erfüllt sie dieses Wollen, das manchmal auch Gier ist, ganz easy. Sie konsumiert Schmerzmittel wie andere Gummibärchen, das mindert ihren Stress und ihre Rückenschmerzen, ja, sie neigt zu innerer Unruhe, das liegt aber auch daran, dass dieser Typ aus der Stadt mit dem Geld, ihr auf die Nerven geht. 

Als sie dann ein kleines Schlückchen Wein zu viel hat, die Gastgeberin, die sie so herablassend behandelt, als sei sie nur Simons Anhängsel, entgleitet sie sich selbst, verlässt kurz den Pfad der Tugend und verliert die Kontrolle. Sie bringt Simon gegen sich auf, der unverständlich gereizt reagiert, sie vor die Tür setzt und damit vertröstet, dass er sich meldet.

Fazit: Was für eine abgefahrene Geschichte. Sie liest sich aufregend wie ein Thriller. Während ich las, kämpfte ich mit meinem Widerwillen gegen die Protagonistin, die es sich auf den ersten Blick so leicht macht. Im weiteren Verlauf findet sie mein Mitgefühl, weil sie nichts anderes versucht, als jedem gerecht zu werden und alle Erwartungen, die an sie gestellt werden zu erfüllen. Nicht ohne Eigennutz natürlich, das ist ihr Spiel. Sie gerät in widerwärtige Situationen, deren Erinnerung sie aus ihrem benebelten Hirn drängt, redet sich ein, dass sie erwünscht ist, obwohl sie offensichtlich keiner wirklich will, nicht um ihrer selbst Willen, wie auch, niemand, einschließlich ihr, weiß wer sie wirklich ist. Sie hat außer ihrer Jugend wenig substantielles zu bieten. Ein großer Roman, über eine zutiefst kranke junge Frau, den ich mit Spannung und Vergnügen gelesen habe.