Rezension

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Unsympathische und unnahbare Charaktere

Die Einladung -

Die Einladung
von Emma Cline

Bewertet mit 3 Sternen

Was dank des Titels nach einer herzlichen Geschichte klingt, entpuppt sich schnell als alles andere als das. "Die Einladung" von Emma Cline behandelt das Thema rund um die Reichen und Schönen und wie krampfhaft sich manche Menschen einen solchen Lebensstil doch auch wünschen. Das Buch behandelt kritische Themen aus diesen Bereichen und lässt tief in die Abgründe der Protagonistin blicken.

 

Alex ist jung, gutaussehend und hat sich einen Sommeraufenthalt in den Hamptons ergaunert. Sie findet, dass sie das alles verdient hat, nachdem sie aus der Stadt geflüchtet ist, ihrem Ex-Freund (?) entwichen konnte und aus ihrer WG geflogen ist, weil sie mit dem Mietanteil im Rückstand war. Und das nicht nur um ein oder zwei Monate. Mit Simon an ihrer Seite, wird ihr nichts mehr passieren und sie wird das beste Leben haben. Glaubt sie, zumindest solange Simon nicht auch keine Lust mehr auf sie hat uns sie kurzerhand vor die Tür setzt. Ohne Simons Geld steht Alex wieder alleine auf der Straße und weiß nicht wohin mit sich und ihren wenigen Habseligkeiten. Dass dies allerdings Simons Art ist und er sich nie lange an ein Mädchen bindet, will Alex nicht sehen. Sie glaubt ganz im Gegenteil an eine Versöhnung. In ein paar Tagen wird Simon sich wieder beruhigt haben und sie fest in seine Arme schließen. Auf dieses Ziel arbeitet Alex nun hin und dabei ist ihr jedes Mittel recht. Sie stielt, die betrügt, sie lügt und sie handelt anderen Menschen unnötige Probleme ein oder bringt diese sogar in Gefahr. Alles nur, um wieder bei Simon sein zu können. Wieder in seinem Haus zu wohnen, in seinem Pool zu schwimmen und sich von ihm ein Luxusleben vom Feinsten finanzieren zu lassen. Dabei redet sie sich auch ständig ein, dass es zwischen ihm und ihr Liebe ist. Die wahrhaftige Liebe. Aber ist es wirklich Liebe, wenn ein Mensch nur gibt und gibt und der andere nur nimmt?

 

Vorab, ich finde den Titel hier ganz falsch gewählt. Er lässt vermuten, dass jemand gerne gesehen wird und explizit eingeladen wurde. Das ist hier jedoch ganz und gar nicht der Fall. Alex wird hier von Simon nur so lange geduldet, wie sie sich benimmt und ihm mit sexuellen Gefälligkeiten zur Seite steht. Ein Fehltritt und sie ist raus. So schnell ist dann auch Alex Traum von einem sorglosen Leben an Simons Seite geplatzt. Dass sie nicht akzeptieren kann oder will, dass es nun vorbei ist und Simon sicher schon das nächste, junge Mädchen am Start hat, lässt Alex doch sehr naiv erscheinen. Sie redet sich das förmlich ein, dass Simon nur auf sie gewartet hat und sie sich bald wieder sehen werden und alles so ist, wie es vorher war. Dass sie für ihren Plan "über Leichen" geht, hat mich so manches Mal wirklich nach Luft schnappen lassen. Sie geht dreist und skrupellos vor. Nicht nur das macht sie für mich sehr unsympathisch. Auch die Tatsache, dass sie selbst nicht viel leisten möchte, um einen hohen Lebensstandard zu haben. Sie ist faul, hat nichts gelernt und glaubt damit gut durchs Leben zu kommen. Hier liegt bei mir auch allerdings ein wichtiger Knackpunkt. Warum ist Alex so? Was hat sie in der Vergangenheit erlebt, dass sie die Person geworden ist, die sie heute nun mal ist? Man erfährt rein gar nichts über ihre Gefühle in der Vergangenheit. Auch über ihre Familie wird nichts berichtet. Man erfährt lediglich, was sie in der Stadt gemacht hat, um sich über Wasser zu halten. Aber auch nicht, wie es dazu kam. Neben Alex tauchen noch weitere Personen auf, die mir aber alle nicht sympathischer werden. Das Auftauchen mancher Personen ergibt für mich auch absolut keinen Sinn und man hätte sie gut und gerne weglassen können. Hier kommt nun ein Spoiler, was das Ende angeht. Denn dieses hat mich auch total unbefriedigt zurückgelassen und enttäuscht. Es gibt ein offenes Ende. Die Story hört quasi mitten in der Begegnung auf und man erfährt nicht, wie alles nun ausgeht. Man kann sich denken, was passieren könnte, das ist klar. Aber mir hätte diese Aufklärung in schriftlicher Form am Ende des Buches doch geholfen mit der Geschichte abzuschließen. Mir gefällt der Grundgedanke, den das Buch hat. Dort, wo die Reichen und Schönen leben, gibt es nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Das merkt man einige Male auch an den Personen, die wirklich reich sind. Sie tragen alle ihre eigenen Päckchen. Und wenn sich dann auch noch jemand von "außen" in diese Welt hineinschleicht, wird's interessant. Es hätte eine gute und spannende Geschichte werden können, ist es aber für mich nicht. Vom Schreibstil her fand ich das Buch allerdings gut und kam auch schnell durch die relativ kurzen Kapitel.