Rezension

Ein historischer Roman, wie er besser nicht sein könnte – berührend, spannend erzählt, fundiert recherchiert

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin -

Eifelfrauen: Das Haus der Füchsin
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt:

Johanna Fuchs wächst als Tabakfabrikantentochter und als jüngstes von fünf Kindern in Trier auf und ist gerade volljährig geworden, als sie ein Haus im kleinen Eifeldorf Altenburg erbt.

Dieses hat ihrer Tante Lisbeth gehört, die keinen Kontakt mehr zur übrigens Familie Fuchs hat und dort allein mit ihren Tieren gelebt hat.

Obwohl Johanna als Stadtkind in einem Haus mit vielen Dienstboten keine Erfahrung hat, stürzt sie sich mit Feuereifer in ihr neues Leben im Dorf und kann glücklicherweise auf ihre Nachbarinnen zählen.

Doch was wird ihre Familie davon halten? Und welche Familiengeheimnisse verbergen ihre Verwandten?

 

 

Meine Meinung:

Ich liebe die wundervoll erzählten Romane von Brigitte Riebe und mit diesem ersten Teil einer zweibändigen Reihe hat sich die Autorin wieder einmal selbst übertroffen.

Von Anfang an war ich aufgrund des flüssigen und gleichzeitig wahnsinnig dichten Erzählstils von dem Buch gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie es Johanna ergeht.

Ich bin der jungen Protagonistin Johanna, die sehr warmherzig, mutig, aufgeschlossen, stark und empathisch beschrieben wird, sehr nahe gekommen und bin wahrscheinlich auch deshalb in ihrer Welt versunken und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Umso mehr Hochachtung hege ich ihr gegenüber, wie sie hartnäckig und unerschrocken die vielen, vielen Herausforderungen meistert, sich dabei auch nicht zu schade ist Hilfe anzunehmen und wie sie schließlich auch eine Bestimmung in der Kunst für sich entdeckt.

 

Gerade weil Johanna und die Figuren (und es gibt viele in der großen Familie, bei den Nachbarn etc.) so authentisch gezeichnet sind, hat es mir große Freude gemacht mit ihnen Zeit zu verbringen und ich habe bei ihren teilweise wirklich sehr bewegenden Schicksalen emotional großen Anteil genommen.

Als Leser:in geht man mit Johanna (und ihren Lieben) durch Freud und Leid. Auch die Liebe kommt natürlich nicht zu kurz.

Die Geschichte ist extrem berührend, spannend und vielschichtig erzählt.

 

Das besondere Lesevergnügen wird auch dadurch erzeugt, dass der Roman historisch unfassbar fundiert erzählt ist. Man merkt genau, welch detaillierte Recherche und genaue Kenntnis der Zeit und der Gegend hinter jeder Zeile steckt. Man merkt auch die Liebe zur Eifel sehr deutlich und ich habe mich darüber gefreut, echte Schauplätze wie Traben-Trarbach zu besuchen und ich habe mich auch in Altenburg sehr wohl gefühlt, auch wenn es sich um einen fiktiven Ort handelt.

Der Zeitraum, den der Roman umspannt reicht von den 1920er Jahren bis weit in die Nazi-Zeit und man spürt sehr deutlich, wie die Bedrohung durch die Nazis zunimmt (Bücherverbrennung etc.) und welchen Einfluss die Nazi-Zeit noch heute auf unsere Gesellschaft hat mit Vorurteilen und Glaubenssätzen wie „Eine deutsche Frau schminkt sich nicht“ oder der Einführung der Weinkönigin. Ich habe durch das Buch auch einiges an Wissen aufgefrischt und Neues gelernt.

Insgesamt bin ich unglaublich beeindruckt von der fundierten Recherche der Autorin – sie umfasst Bereiche innerhalb von Medizin, Kunst, Zeitgeschehen genauso wie die sehr anschauliche Beschreibung des Alltags der Menschen zu der Zeit.

 

 

Fazit:

Dieser Roman hat sich sehr schnell in mein Herz geschlichen und ich habe das Lesen durchgehend als beglückend empfunden. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil, denn dieser Teil hat mich sehr berührt und wird mich sicherlich noch lange beschäftigen.