Rezension

Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, daß ihr kein Freier gut genug war...

Spielmannsbraut -

Spielmannsbraut
von Anne Danck

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung

Prinzessin Mirelle soll verheiratet werden - und das schnell, bevor sich ihr nacktes Bad im Fluss als Skandal herumspricht. Doch sie ist nicht bereit, sich dem Willen ihres Vaters zu fügen. Sie schlägt alle Freier in die Flucht mit der einzigen Waffe, die sie besitzt: gut gezieltem Spott. Nur nutzt es ihr nichts. Zur Strafe muss sie einen Bettler heiraten, der sie zu Demut erziehen soll. Kaum hat Mirelle den Ring am Finger, sinnt sie auf Rache an ihrem Vater - und an ihrem neuen Ehemann. Da kann er sie noch so faszinieren …

Meinung

"Spielmannsbraut" ist eine Geschichte von Anne Danck. Erscheinungstermin ist der 10.11.2021 im Drachenmond Verlag erschienen, umfasst 288 Seiten und ist als Broschur oder als ebook erhältlich. Neben Kurzgeschichten und Anthologieveröffentlichungen ist dies das Roman - Debüt der Autorin. Spielmannsbraut ist eine Adaption des Grimm'schen Märchens König Drosselbart. In diesem geht es um einen König, der eine Tochter hat, die über alle Maßen schön, dabei aber stolz und übermütig ist, dass kein Freier gut genug für sie ist. Durch ihre Häme erlangt ein König den Spottnamen Drosselbart. Zornig gibt ihr Vater sie einem bettelnden Spielmann zur Frau, der sie zu sich heimführt. Sie muss in des Spielmanns Häuschen arbeiten und da vieles misslingt, schickt er sie auf den Markt um dort Geschirr zu verkaufen. Als ein Betrunkener auf einem Pferd ihre Waren zerbricht, muss sie als Küchenmagd in König Drosselbarts Schloss arbeiten. Bei dessen Hochzeit wird sie selbst zum Gespött der Leute und flieht, doch König Drosselbart gibt sich als vermeindlicher Spielmann zu erkennen, der sie für ihren Hochmut strafen wollte.

Ich liebe Märchen, Märchenadaptionen und Geschichten mit Märchenaspekten. Eine Adaption von König Drosselbart habe ich bislang noch nicht kennenlernen dürfen. Neugierig habe ich das Buch zur Hand genommen und zu lesen begonnen. Ich bin gut und schnell in der Erzählung gelandet. Mirelle von Sahrmingen hat lange Zeit um die Liebe und die Anerkennung ihres Vaters geworben, doch nun ist die Vater - Tochter - Beziehung ein laufendes Gefecht. Auch Mirelles Verheiratung wird zu einem Kampf den sie verliert und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Anders als im Märchen von einem Erzähler berichtet, verleiht die Autorin der Prinzessin eine Stimme, und so erkennt der Leser recht bald, dass Mirelle ihre Verletzlichkeit hinter harschen Worten sowie Spott und Hohn verbirgt. Sie trifft zwar viele falsche Entscheidungen, aber sie erschienen nachvollziehbarer. Vor allem macht sie eine Entwicklung durch, die man so gut mitverfolgen kann. Selbstfindung. Es ist eine Suche nach Liebe, Wahrheit und innerer Freiheit, nach der Würde des Menschen und echter Verbundenheit zwischen Mann und Frau.

Bei ihrer Erzählung ist Frau Danck recht nahe am Märchen geblieben. Das bedeutet zwar das es kaum Überraschendes gibt, da es sich um eine Interpretation eines bekannten Märchens handelt, habe ich das aber auch nicht erwartet. Ich habe auf unterhaltsame Lesestunden gehofft und diese habe ich bekommen. Dabei konnte ich die Handlung direkt vor mir sehen, als würde ich einer Verfilmung meine Aufmerksamkeit schenken. Das Märchen wurde nicht modernisiert interpretiert, was mir liegt, denn ich liebe mittelalterliche Schauplätze. Gewarnt wird vor Leichtsinn und Hochmut, vor Blendung und Rache. Davor sich selbst im Weg zu stehen und das man mit Eitelkeit nicht weiter kommt. Es wird der Wert von Arbeit thematisiert sowie die Ungleichheit von Menschen. Die Liebesgeschichte mochte ich gerne, vor allem weil sich eine langsame Annäherung einschleicht. Für mich eine sehr schön gelungene Adaption die mich wunderbar unterhalten hat und mit diesem einen Band abgeschlossen ist.

Erzählt wird aus der Sicht von Prinzessin Mirelle. Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr gerne. Leicht, gut beschreibend und teilweise verspielt führt sie durch die Zeilen. Die Sprache fand ich großteils passend und das Erzähltempo angenehm.

Fazit: "Spielmannsbraut" ist eine Geschichte von Anne Danck. Es ist eine Adaption des Grimm'schen Märchens König Drosselbart. Es ist eine Suche nach Liebe, Wahrheit und innerer Freiheit, nach der Würde des Menschen und echter Verbundenheit zwischen Mann und Frau. Für mich eine sehr schön gelungene Adaption die mich wunderbar unterhalten hat. Von mir gibt es ***** Sterne.

Zitat

"Ich war nicht stark, denn als es darauf angekommen war, hatte ich mich nicht retten können. Ich war nicht klug, denn ich hatte keine Ahnung, welcher Fehler mich beinahe das Leben gekostet hätte. Ich war nicht tapfer, denn ich hatte der blanken Angst ins Gesicht gesehen, und ich wusste, ich würde alles tun, um ihr nie wieder begegnen zu müssen."
(Zitat aus "Spielmannsbraut", Pos.: 2747)