Rezension

Ein psychologischer Thriller der für micht nicht ganz funktioniert hat

Die Lügen der Anderen - Mark Billingham

Die Lügen der Anderen
von Mark Billingham

Bewertet mit 2.5 Sternen

Kurzbeschreibung:
In einem Hotel in Florida treffen zufällig drei Pärchen aus England aufeinander. Sie freunden sich an und verbringen die Tage gemeinsam unter der glühenden Sonne mit Drinks am Pool. Es scheint der perfekte Urlaub zu sein. Doch in der letzten Nacht vor der gemeinsamen Abreise verschwindet ein Mädchen aus dem Hotel, das später tot in den Sümpfen gefunden wird. Zurück in England bleiben die drei Paare in Kontakt. Um ihre frisch geknüpfte Freundschaft zu vertiefen und das Erlebte zu verarbeiten, laden sie sich reihum nach Hause zum Abendessen ein. So kommt es zu drei Begegnungen, bei denen die Paare am Esstisch über ihr Leben sprechen. Je mehr sie dabei voneinander erfahren, desto fremder und unheimlicher werden sie sich. Die abendlichen Treffen sind zunehmend geprägt von Merkwürdigkeiten, Misstrauen und dem beklemmenden Verdacht, dass hinter der Fassade des jeweils anderen nichts ist, wie es scheint; ein Verdacht, der sich schließlich auf schreckliche Weise bestätigt.

Meinung:
Ich muss ja wirklich sagen, die Kurzbeschreibung klang so extrem spannend, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Kaum hatte ich es in meinen Händen, musste ich auch gleich starten. Jedoch kam vieles anders als erwartet.

Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Geschichte noch im Urlaub einsteigt und man zuerst einen guten Eindruck der Figuren erhalten wird, der dann mit der Zeit immer mehr verschwindet. Aber der Autor hat einen anderen Weg gewählt, arbeitet mit Rückblenden aus dem Urlaub und stellt seine Charaktere von Beginn an als eher abstoßend, wenn auch durchaus authentisch, dar. So ist es mir wirklich schwer gefallen mich mit den Charakteren anzufreunden, geschweige denn zu identifizieren und es entwickelten sich deutliche Antipathien. Ich hätte die Tat allen zugetraut und irgendwie auch allen gewünscht, dass sie eins auf den Deckel bekommen. Egal ob der ekelhafte Macho Ed, oder der innerlich fast überschäumende Barry, der eigenartige Dave oder die auf den ersten Blick braven Frauchen...

Zusätzlich gibt es noch einige Kapitel aus der Sicht des (fast bis zum Ende unbekannten) Täters, sowie aus der Sicht der ermittelnden Polizisten. Die Wechsel der Sichten und auch die Rückblenden zum Urlaub haben mich zu Beginn etwas verwirrt, da sie zwar zumeist in extra Kapitel, aber doch irgendwie einfach mitten in die Geschichte eingefügt wurden und sich z. B. bei der Tätersicht auch die Erzählart ändert. Jedoch war die Abwechslung dann ganz gut, vor allem weil die Kapitel aus der Sicht des Täters mit wenigen Seiten sehr polarisieren und erschüttern. Es wird schnell deutlich, dass der Täter einfach nur krank ist und keine klare Sicht auf die Welt hat.

Der Verlauf der Geschichte ist leider viel weniger spannend als ich mir erwartet und erhofft hatte. Es werden im Großteil des Romans immer ein paar Anspielungen auf Offenbarungen und Abgründe der einzelnen Protagonisten gemacht und diese dann manchmal auch aufgedeckt, jedoch plätschert die ganze Geschichte eher vor sich hin. Es wird auch schon von Beginn an deutlich, dass sich die drei Paare untereinander nicht im Geringsten so sympathisch sind, wie sie immer tun und diese Abneigungen steigern sich im Verlauf des Romans noch.

Bei der Aufklärung der ganzen Sache muss man wirklich sagen, dass die Wendungen fast alle total unvorhergesehen sind und auf die Erklärungen die dahinter stecken, wird nie ein Leser von sich aus kommen. So wurde der Schluss dann doch ziemlich rasant und der Roman dann irgendwie unerwartet abrupt zu Ende gebracht. Das ist zwar wirklich gut erarbeitet, aber dadurch bleiben die restlichen kleinen, aber angedeuteten Geheimnisse der anderen ein bisschen auf der Strecke und man bekommt nicht auf alle offenen Fragen antworten.

Der Schreibstil ist ziemlich ausschweifend und nüchtern, jedoch lässt sich die Geschichte trotz allem sehr schnell lesen.

Fazit:
Ein psychologischer Roman, der ganz anders ist, als man es erwarten könnte. Der Autor geht den mutigen Schritt von Beginn an ausschließlich mit unsympathischen Charakteren zu arbeiten und dem Leser die verlogene Welt vor Augen zu halten. Ich fand die Wendungen, die Hintergründe und die erschreckenden Einblicke in die Gedanken des Täters richtig gut, aber sonst hat der Roman für mich leider nicht wirklich funktioniert. Ich konnte keinerlei Bezug zu den Figuren aufbauen und die Handlung ist für mich ein bisschen zu sehr dahingeplätschert. Spannung war bis zum Ende eher selten vorhanden. Doch der Schluss reißt es nochmal ein bisschen raus, weshalb ich hier 2,5 Sterne (mit Tendenz zu 3) vergebe.