Rezension

Was ist Wahrheit, was ist Lüge

Die Lügen der Anderen - Mark Billingham

Die Lügen der Anderen
von Mark Billingham

Inhalt

Drei Paare aus England treffen zufällig in ihrem Florida-Urlaub aufeinander und freunden sich in diesem an. Am Tag vor ihrer Abreise wird ein amerikanisches Mädchen vermisst, das Urlaub mit ihrer Mutter im gleichen Hotel macht und kurze Zeit später in den Sümpfen tot aufgefunden wird. Nach der Rückkehr bleiben die Paare im Kontakt und besuchen sich sogar reihum zum Dinner. So lernen sie sich besser kennen und müssen bei jedem weiteren Treffen feststellen, dass nichts und niemand ist so wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Meine Meinung

Mark Billingham schreibt eine Geschichte, wie sie wohl jeder Urlauber schon mal selbst erlebt hat. Man lernt Menschen kennen, die aus der Heimat kommen und freundet sich mit diesen an. Meistens verliert man sich schnell aus den Augen, mal werden daraus dauerhafte Freundschaften. Bei den vorliegenden Paaren Sue und Ed, Angie und Barry sowie Marina und Dave ist schnell klar, dass sie es bei der Bekanntschaft im Urlaub hätten belassen sollen. Dennoch kommt es dazu, dass die sechs sich wieder sehen und bei diesen Dinnern immer mehr Lügen und Geheimnisse offenbart werden.

Wie der Autor seine Geschichte spinnt, hat mich nicht nur gefesselt sondern auch begeistert. Man hat relativ schnell einen ersten Verdächtigen, schwankt im Verlauf der Handlung jedoch immer wieder Hin und Her, verdächtigt wieder andere, nur um dann irgendwann so verwirrt zu sein, dass man fast jeden als potenziellen Täter betrachtet. So habe ich also immer schön miträtseln können, was ich an Thrillern liebe.

Hinzu kommt, dass das Buch gleich zwei Ermittler hat. Einerseits wurde in den USA weiterhin nach dem Mörder des Mädchens gesucht, andererseits kommt es zu einem weiteren Mord in England, der vom Muster her zu dem in Florida passt. Um die drei Paare zu verhören und weitere Informationen zu erhalten, wird die junge Polizistin Jenny eingesetzt. In den USA übernimmt die Ermittlungsarbeit der erfahrene Jeffrey Gardner. Besonders Jenny kommt der Auflösung durch ihre übereifrige Art immer näher. Sie ist hartnäckig und stellt zumeist die richtigen Fragen.

Besonders gut gelingt dem Autor die Skizzierung der einzelnen Protagonisten. Die Eigenarten jedes Charakters insbesondere der Paare ist sehr gut heraus gearbeitet. Sympathisch ist eigentlich niemand von den sechs Personen und auch als Leser ist man misstrauisch und traut keinem so richtig über den Weg.

Einziger Kritikpunkt: vieles bleibt bis zum Schluss ungeklärt, was für meinen Geschmack zu offen ist. Ich mag einfach Bücher, die sämtliche der bei mir im Leseverlauf auftretenden Fragen beantworten.

Fazit

"Die Lügen der anderen" ist ein Thriller, der eher ruhig daher kommt und auf großes Blutvergießen verzichtet. Wer miträtseln möchte und gerne eine Geschichte über menschliche Abgründe liest, sollte hier auf jeden Fall zuschlagen