Rezension

Ein Thriller, der die Zuordnung in dieses Genre verdient

Zersetzt - Andreas Gößling, Michael Tsokos

Zersetzt
von Andreas Gößling Michael Tsokos

Bewertet mit 4 Sternen

Zersetzt - dies trifft auf zwei Leichen zu, die in gelöschtem Kalk gefunden wurden, auf einen Täter, der seit dem Medizinstudium mit Drogen experimentiert und eine weitere arme Seele, deren Persönlichkeit so beschrieben werden muss aufgrund der Erlebnisse, die sie selbst zum Täter werden lassen.

Auf Rechtsmedizinier Fred Abel kommen im Thriller „Zersetzt“ drei heftige Fälle zu: Im Abgeordnetenhaus in Berlin werden Migranten mit Waterboarding gefoltert. Abel muss mit dem unangenehmen Soko-Leiter Kastner zusammenarbeiten und seinen Kollegen Scherz vor der Verbreitung von Verschwörungstheorien was den US-Geheimdienst betrifft, bewahren. Desweiteren könnte ein ehemaliger Studienkollege von Abel in Morde an Männern verwickelt sein, die alle mit einer feinen Einstichwunde in der Kniekehle aufgefunden wurden. Doch das ist noch der harmloseste Grund, warum nach Dr. Katz gesucht wird. Denn auch eine Reihe von Frauen ist verschwunden, die einer Studienkollegin, hinter der der mit Drogen forschende Katz her war, ähnlich sehen. Diesen Fall bearbeitet Abel zusammen mit einer befreundeten Kommissarin. Der dritte Fall dreht sich um das kleine Land Transnistrien, dessen Geheimdienst, dortige Oligarchen und dem ehemaligen Agenten Burkjanov, der in Deutschland Asyl sucht. Abels Chef überträgt ihm die Aufgabe, auf Ersuchen des transnistischen Präsidenten zwei Leichen vor Ort zu obduzieren. Und plötzlich findet sich Abel selbst auf der Abschussliste, muss unter widrigsten Umständen und in großer Gefahr befindlich unbedingt über die Grenze nach Moldawien, um sein eigenes Leben zu retten. Dieser Fall nimmt den größten Teil des Thrillers ein, denn hier ist Abel auf sich alleine gestellt. Highlight ist die Flucht des Gerichtsmediziners, der alle Register seiner Ausbildung als Elite-Soldat ziehen muss, um allen möglichen und unmöglichen, abenteuerlichen und lebensgefährlichen Umständen in Transnistrien zu trotzen. Gerade diese Sequenzen des Thrillers sind hochspannend und sehr temporeich. Eine Reihe weitere Charaktere begegnen der Leserin/dem Leser bezüglicher aller drei Fälle, doch sie spielen trotz ihrer anfangs recht umfangreichen Charakterisierung oftmals dann doch nur Nebenrollen, verblassen wieder im Verlauf der Story.

Die Haptik des Schutzumschlags ist ein besonderes Detail, dass dem Verlag sehr gut gelungen ist. Man scheint tatsächlich raues, kalkiges, zersetztes Gewebe zu spüren, Titel und Name des Autors sind darauf in erhabenen Buchstaben gedruckt. Interessant gemacht.