Rezension

Eine intensive Familiengeschichte spannend erzählt

Die Frauen von La Principal - Lluís Llach

Die Frauen von La Principal
von Lluís Llach

Bewertet mit 5 Sternen

Zwischen Selbstbestimmung und Verantwortung

Erzählt wird hier die Lebensgeschichte dreier Frauen, die nicht nur den gleichen Vornamen tragen, sondern Großmutter – Mutter und Tochter sind und denen in erster Linie die Leitung eines angesehenen Weingutes obliegt. Während Maria (genannt „die Alte“) ihren Platz an erster Stelle hart erkämpfen muss, weil sie als einzige Tochter ihrer Eltern in einer Zeit groß wird, in der die Männer das Sagen und die Macht haben und nur unter Protest davon abrücken, plagt sich ihre Tochter Maria (genannt „Senyora“) mit einem mittlerweile unrentablen Unternehmen herum und mit einem ominösen Tötungsdelikt direkt vor ihrer Haustür. Und schließlich muss die junge Maria (die Enkeltochter der ersten), die mittlerweile auch schon das 60igste Lebensjahr erreicht hat, erkennen das ihr Vater ein mörderisches Geheimnis in seinem Herzen trägt, dessen Erkundung sie weit in die Vergangenheit ihrer gut betuchten Familie führt.

Ein grandioser Roman, der sich nicht nur einer wunderschönen, poetischen Sprache bedient, sondern ein wahres Feuerwerk der Erzählkunst ist. Lluís Llach kombiniert hier sehr verschiedene Themen zu einem intensiven, dichten Roman, der mühelos Zeitsprünge macht und Erzählperspektiven wechselt, ohne verwirrend zu sein. Manchmal ist es ein Familienroman, dann wieder ein schonungsloser, zeitkritischer Gesellschaftsroman, manchmal geht es um die Liebe, manchmal um den Mut von notwendigen Veränderungen, manchmal handelt es sich um einen Kriminalroman und manchmal um eine detaillierte Heimatstudie. Selten gelingt ein derart vielschichtiger Plot so perfekt, dass sich jeder Handlungsstrang klärt, dass es immer spannend bleibt und das man als Leser die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dreier Generationen so glaubwürdig vermittelt bekommt.

Fazit: Ich vergebe volle Punktzahl für diesen abwechslungsreichen Roman, der eine besondere Stimmung erzeugt und sich mit dem wechselnden Frauenbild über Jahrzehnte beschäftigt. Der Emanzipation und Abhängigkeit ebenso miteinander vereint wie Optimismus und innere Zwänge. Eine Prosa die einen Kreis schließt, in dessen Zentrum innere Stärke, Selbstvertrauen und Zuversicht stehen und drei ganz besonders eigenwillige Frauen. Absolute Leseempfehlung!