Rezension

Emotionale Berg- und Talfahrt

Dylan und Gray - Katie Kacvinsky

Dylan & Gray
von Katie Kacvinsky

Bewertet mit 4 Sternen

Gray hat einen schrecklichen Verlust erlitten, deshalb zieht er sich in sein Schneckenhaus zurück und lässt niemanden an sich heran. Doch dann tritt Dylan in sein Leben. Das Mädchen passt in diesem Sommer auf das Haus ihrer Tante auf. Dylan ist energiegeladen und steckt voller Ideen. Gray hat keine Chance sich ihr zu entziehen, denn Dylan lässt sich einfach nicht abweisen. Grays Abwehrversuche werden von ihr charmant ignoriert und so gelingt es ihr, langsam eine Freundschaft zu dem Jungen aufzubauen. Mit ihren Einfällen macht sie jeden Tag zu einem besonderen Erlebnis. Bald merkt Gray, dass Dylan sich durch die Hintertür direkt in sein Herz geschlichen hat und eine ganz besondere Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf....

Meine Meinung

In Katie Kacvinskys Roman verfolgt man das Geschehen in der Ich-Perspektive, abwechselnd aus der Sicht der Hauptakteure Dylan und Gray. Da am Anfang der Abschnitte der Name des Hauptprotagonisten steht, der gerade seine Sicht der Dinge schildert, fällt es leicht, die Übersicht zu behalten. Durch die wechselnden Perspektiven kann man in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden eintauchen und so hautnah miterleben was sie gerade bewegt und wie sie aufeinander wirken. Da Dylan und Gray zunächst sehr unterschiedlich sind, ist die Wahl der Erzählperspektive ziemlich interessant. Die Autorin beschreibt ihre Charaktere sehr lebendig und authentisch. Dadurch fällt es leicht, sich auf die Geschichte der Jugendlichen einzulassen und sie dabei zu beobachten, wie sie sich kennenlernen und sich ganz langsam näher kommen.

Obwohl die beiden ziemlich unterschiedliche Charaktere sind, wirken beide sehr sympathisch und ihre Handlungen glaubhaft und nachvollziehbar. Gerade in einer Erzählung, in der man das Geschehen in der Ich-Perspektive verfolgt, ist dieser Aspekt sehr wichtig. Die Gefühle, die die beiden Jugendlichen im Verlauf der Erzählung durchleben, wirken keinesfalls übertrieben. Man kann mit Dylan und Gray mitfiebern und die jeweiligen Reaktionen nachempfinden. Dadurch entwickelt die Erzählung einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann. Obwohl man vermuten könnte, dass die Autorin eine jugendliche Romanze, die sich kaum von anderen Genrevertretern unterscheidet, beschreibt, hat die Geschichte von Dylan und Gray deutlich mehr zu bieten. Denn die beiden wirken ziemlich erwachsen und stellen sich ihren Problemen und Ängsten. Gemeinsam mit ihnen erlebt man ein Wechselbad der Gefühle und geht dabei grundsätzlichen Dingen auf den Grund.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Es gelingt ihr hervorragend, die Situationen treffend zu beschreiben und die jeweiligen Emotionen zu vermitteln. Dass die Geschichte auch bei der Übertragung in die deutsche Sprache nichts von ihrem Zauber eingebüßt hat, ist der gelungenen Übersetzung von Ulrike Nolte zu verdanken.

Obwohl "Dylan & Gray" in die Jugendbuch-Kategorie einzuordnen ist, kann man sich auch noch als erwachsener Leser, der das Alter der Zielgruppe deutlich überschritten hat, mit den Charakteren identifizieren und sich gemeinsam mit den beiden auf eine emotionale Berg- und Talfahrt begeben.