Rezension

Er ist wieder da

Er ist wieder da
von Timur Vermes

[ Cover ]
Selten hab ich ein Cover in der Hand gehalten, dass durch so ein schlichtes Design eine solch große Wirkung und Aussagekraft rüberbringt. Lediglich durch die Farben Schwarz und Weiß ist gleich klar, um welches Thema sich dieses Buch dreht. Und die Idee, aus dem Titel den typischen Schnauzer zu stylen, ist wirklich grandios.

[ Das hat mir gefallen ]
Wer sich im Internet mal die eine oder andere Rezension zu diesem Buch durchgelesen hat, landet automatisch irgendwann bei der Frage: "Darf man über Hitler lachen?". Daher vorweg: ja, man darf! Dieses Buch hat weder das Anliegen, die Gräueltaten der NS-Zeit zu beschönigen, noch diese unter den Tisch zu kehren. Und schon gar nicht soll an der Verantworlichkeit Hitlers für diese Taten gerüttelt werden, im Gegenteil. Und unter diesen Voraussetzungen bin ich der Meinung: Ja, man darf auch über Adolf Hitler lachen.
Oft habe ich gelesen, dass durch dieses Buch zu wenig auf die Verbrechen der damaligen Zeit aufmerksam gemacht wurde. Dazu: 
1. Dieses Buch ist kein Geschichtsbuch und das muss einem auch beim Lesen klar sein.
2. Dieses Buch ist eine Satire und trieft nur so vor schwarzem Humor. Auch das sollte man sich vor Augen führen.
So nun genug Geblabber, zurück zum Eigentlichen. Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen, da die Handlung direkt auf Seite 1 beginnt. Anfangs konnte ich auch mehrmals laut auflachen. Timur Vermes besitzt wirklich ein Talent für schwarzen Humor und obwohl die Idee nicht die neuste ist, muss man ihm doch eine gewisse Anerkennung entgegenbringen, dass er sich an solch ein Thema herangewagt hat. Das Buch hat dabei wirklich seine Höhen. So war es großartig, zu lesen, wie Hitler in die NPD-Zentrale stürmt und die dort anwesenden Parteimitglieder als arme Würmchen und Schande für Deutschland betitelt. 
Ebenfalls positiv aufgefallen ist, dass zwar viele Politiker und Promis im Buch vorkommen, diese aber nicht beim Namen genannt werden, aber dermaßen gut umschrieben werden, dass kein Zweifel daran besteht, wer gemeint ist.
Vermes will mit seinem Buch aufrütteln und zeigen, dass so etwas wie zur NS-Zeit jederzeit wieder vorkommen könnte. Respekt vor dem Autor, dass er Hitler an manchen Stellen so sympathisch darstellen konnte, dass dies tatsächlich zum Nachdenken anregt.

[ Das hat mir nicht gefallen ]
Zu Anfang der Story reiht sich eine Pointe an die andere, dies lässt leider ab ca. Seite 150 stark nach und nach dem Witz hab ich da stellenweise lange gesucht. Das Buch fängt dann leider an, sich zu ziehen wie Kaugummi. Dabei könnte es auch sein, dass ich den einen oder anderen Witz auch einfach überlesen habe, da die Sprache und der Schreibstil doch sehr gewöhnungsbedürfig sind. Dabei bezweifel ich stark, dass Hitler sich wirklich so ausgedrückt hat. 
Schließlich kommt als größter Mankopunkt hinzu, dass die Geschichte stellenweise doch sehr weit weg von der Realität ist. Mal dahin gestellt, ob sich die Zeit ab 1933 nochmals wiederholen könnte, aber dass Hitler das ganze Buch über nicht merkt, dass ihn die Leute eben nicht mehr für den Führer Deutschlands halten, sondern für einen Comedian, halte ich für sehr fragwürdig. Auch glaube ich nicht, dass niemand sonst merkt, dass Hitler seine Aussagen doch sehr wörtlich meint. So einfach wäre das bestimmt nicht. 

[ Fazit ]
"Er ist wieder da" überzeugt zwar durch seine Idee und das Anliegen der Story. Dabei hätten der Unterhaltung 150 Seiten weniger auch keinen Abbruch getan. Da das Buch dadurch einen doch recht durchwachsenen Eindruck hinterlässt, vergebe ich 3 Sterne.