Rezension

Was wäre wenn?

Er ist wieder da
von Timur Vermes

Bewertet mit 4 Sternen

Am 30. August 2011 erwacht ein Mann mitten in Berlin. Er trägt eine alte, nach Benzin stinkende Uniform und obwohl er weiß, er wer ist, ist er sich nicht ganz sicher, was in der Zwischenzeit passiert ist. Sicherlich weiß er noch, was er als letztes getan hat, doch seitdem hat sich viel verändert. Berlin wie er es kannte, ist nicht mehr, die Stadt hat sich verändert und überhaupt, auch die Bewohner scheinen von einem Tag auf den anderen ihren Respekt verloren zu haben, immerhin waren sie bisher immer sehr respektvoll ihm gegenüber, denn er ist ja nicht irgendwer, er ist Adolf Hitler, Reichskanzler Deutschlands. Doch derzeit ist er allein, keine Verbündeten und auch keine Eva in Sicht.

 

Fakt ist, sein Stab steht ihm augenscheinlich nicht zur Verfügung, doch er wäre nicht Adolf Hitler, der Führer des deutschen Volkes, wenn er die Sache nicht selbst in die Hand nehmen würde. Kurz gesagt: Allein schafft er es nicht, aber er findet schnell und unerwartet Hilfe bei einem Zeitungskrämer. Dieser ist begeistert von der Performance des Mannes, der sich Adolf Hitler nennt, wirkt er doch so authentisch, das man ihn schon fast für den echten halten könnte, wäre dieser nicht schon vor Jahrzehnten verstorben. Dass dieser Mann auf die Bühne gehört, ist ihm sehr schnell klar.

 

Tatsächlich gelingt es dem Zeitungskrämer, Leute aus einer Produktionsfirma auf den wiederauferstandenen Adolf Hitler aufmerksam zu machen und auch diese sind so angetan, dass sie mit ihm arbeiten wollen. Schnell hat der Adolf-Hilter-Künstler Erfolg, auch wenn niemand weiß, wer er wirklich ist, die Leute amüsieren sich köstlich über ihn, doch er selbst hat so mit den Tücken des Alltags zu kämpfen, zum Beispiel mit einem Flachbildfernseher oder gar einem Handy. Doch er hat ein Ziel vor Augen - wieder in die Politik ...

 

 

Was wäre wenn? Der Plot wurde realistisch und abwechslungsreich erarbeitet. Ganz ehrlich, obwohl  das Thema an sich sehr umstritten sein mag, ich habe mich herrlich amüsiert, als ich Zeuge dessen wurde, was der wiedererwachte Adolf Hitler als Gegenwart kennen und damit umgehen lernen musste, denn solche Sachen wie Flachbildschirme, Computer und Handys sind für uns normale Alltagsgegenstände, aber wie sie auf Menschen einer anderen Zeit wirken mussten, die keine Gelegenheit hatten, diese Technik mitzuerleben, sondern von jetzt auf gleich damit konfrontiert werden - einfach göttlich. Jedoch muss ich sagen, ich hätte mir hier, gerade zum Ende des Plots hin, einen etwas anderen Verlauf der Geschichte gewünscht. Die Figuren wurden facettenreich und authentisch erarbeitet. Gerade der Protagonist konnte mich mit seinem Unwissen der modernen Welt und seinem (aus heutiger Sicht) veraltetem Weltbild voll und ganz überzeugen. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, sodass ich das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt hätte, denn ich war wirklich gespannt, wohin mich diese Geschichte führte.