Rezension

Er ist wieder da

Er ist wieder da
von Timur Vermes

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist seit seiner Veröffentlichung umstritten. Darf man darüber lachen? Darf man so etwas partout nicht lustig finden? Jeder sollte sich hierüber selbst ein Urteil bilden. Wen das Buch interessiert, der kann einen Versuch starten. Ich jedenfalls kann mir die Fragen selbst nicht abschließend beantworten.

Hitler ist auferstanden und wacht inmitten des Jahres 2011 auf. Überfordert von der Situation, nutzt er aber schnell die richtigen Kanäle (mehr durch Zufall/Glück als mit Kalkül), um sich im heutigen Deutschland Gehör zu verschaffen.
Er nimmt sich ungeschönt alle Fehler der Politik und Gesellschaft vor. Seine Witze über Angela Merkel und die Parteien sind dabei einfach saukomisch.
Aber nicht nur darüber muss man schmunzeln, sondern auch über Hitlers Ahnungslosigkeit, mit der er der Welt gegenüber tritt. So hat er mit Handys, Computermäusen und dem Internetz so seine Probleme und ist stellenweise heillos überfordert.

Der Autor verwendet lange Schachtelsätze und die Ausdrucksweise ist geschwollen. Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten damit, aber mit der Zeit konnte ich mich daran gewöhnen. Vielfach arten die Erzählungen von Hitler in Schwafeleien aus, die eine gewisse Eintönigkeit hervorrufen. Es fehlen die üblichen Spannungskurven, die Romane sonst so einnehmen. Dafür hat man umso weniger das Problem, nach längerer Zeit wieder in die Handlung einzusteigen. Der Plot ist nicht kompliziert und verlangt dem Leser nicht viel ab.

Herr Vermes bringt Hitler sehr glaubwürdig rüber. Als Leser kann man sich vorstellen, dass Hitler auf diese und jene Art denken und reden würde. Ganz gewiss war hier eine umfangreiche Recherche zu seinem Sprachstil notwendig. Auch die überaus gute geschichtliche Hintergrundrecherche muss man dem Autor hoch anrechnen. Selbst kleinste Details, die man nicht einmal im Geschichtsunterricht erfahren hat, wurden eingebaut.

Das Ende ist relativ unspektakulär - zumindest, wenn man es mit dem Film vergleicht. Und irgendwann muss Herr Vermes ja auch mal einen Cut machen, sonst verliert er sich vermutlich endlos in der Geschichte.