Rezension

Erst gewöhnungsbedürftig - dann gut!

Blinder Feind
von Jeffery Deaver

Das erste, was bei der Lektüre des Buches auffällt, ist die zeitlich umgekehrte Schreibweise, eine Vorgehensweise, die erst einmal skeptisch macht. Das heißt, Deaver beginnt mit dem letzten Kapitel und geht dann zeitlich zurück. Das Kapitel 1 befindet sich demnach also hinten im Buch und man beginnt mit dem letzten Kapitel zu lesen. Das bedarf einiger Gewöhnung. Ich bevorzuge lieber die "normale" Vorgehensweise. Ich meine auch, es geht etwas die Spannung verloren, weil man ja immer schon weiß, was passiert ist, und nicht darauf wartet, wie es wohl ausgeht. Dafür ist bei dieser Vorgehensweise eine andere reizvolle Sache möglich, nämlich, dass sich manche Dinge in der Vergangenheit ganz anders entpuppen, als man sie in der Gegenwart wahrgenommen hat. Genauer will ich hier nicht darauf eingehen, um nicht einige Überraschungen vorher zu verraten. Jedenfalls wird die ganze Angelegenheit, wie üblich hinten im Buch (aber eben in der Vergangenheit also in den Kapiteln 2 und 1) auf eine überraschende Weise aufgelöst. Wobei das eigentlich falsch ausgedrückt ist, denn es wird nicht auf eine sondern auf zwei überraschende Weisen aufgeklärt. Mehr aber nicht dazu, um nicht die Überraschung beim Lesen zu nehmen. Wenn jetzt jemand meint, man könnte ja am Ende anfangen und nach vorne lesen, also in der richtigen zeitlichen Abfolge, dann kann ich davon nur abraten. Man nimmt sich auf diese Weise den ganzen Überraschungseffekt. Insgesamt gesehen, ist die Vorgehensweise, die Deaver hier anwendet, dem Stoff angemessen. Wenn auch meiner Meinung nach etwas die Spannung leidet, so kommen doch viele Überraschungseffekte hinzu, die in der normalen zeitlichen Abfolge so nicht möglich wären.

Deaver schreibt wie üblich flüssig und leicht zu lesen ohne große sprachliche Schnörkel. Die Anzahl der handelnden Personen ist übersichtlich. Die jeweils zu Beginn eines Kapitels eingefügten Fotos sind reizvoll aber tragen weniger zum Fortgang der Handlung als zur größeren Dicke des Buches bei. Vielleicht ein optisches retardierendes Moment.

Worüber ich immer noch grübele, ist der Bezug des Covers und des Buchtitels zum Inhalt. Das soll nicht heißen, dass beides schlecht ist, ganz im Gegenteil. Das Cover fällt in der Auslage im Buchladen ins Auge und reizt zum Kauf. Damit hat es seine Aufgabe erfüllt.

Ingesamt gesehen ein lesenswertes Buch, wobei man sich auf einige Überraschugen im Laufe der Geschichte und auf ein überraschendes Ende gefasst machen muss und darf.