Rezension

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Es empfiehlt sich, immer einen Bob im Haus zu haben...

Bob und wie er die Welt sieht - James Bowen

Bob und wie er die Welt sieht
von James Bowen

Bewertet mit 5 Sternen

...und wenn schon nicht so ein fluffiges Fellbündel, dann wenigstens dieses herzerwärmende Buch. Und das liegt nicht nur an Kater Bob. Die Fortsetzung hat mir fast noch besser gefallen als Teil 1 und das lag vor allem daran, dass es nicht nur um die Abenteuer von Bob, sondern zu einem genau so großen Teil auch um seinen Besitzer James Bowen geht. James hat harte Zeiten erlebt, war obdachlos, drogensüchtig und auf dem besten Weg, sein Leben komplett gegen den Baum zu setzen. Und dann kam Bob, dieses eigensinnige und gleichzeitig extrem anhängliche Tier... Was dann passierte, kann man zum einen im Vorgängerbuch "Bob der Streuner" nachlesen und zum anderen in diversen Videos auf You Tube sehen. Während das erste Buch sich mehr dem Kennenlernen von James und Bob widmete und die Zeit von James' Entzug begleitete, geht es nun darum, wie James versucht, sich nach dem erfolgreichen Drogenentzug wieder ein lebenswertes Leben aufzubauen. Und diese Geschichte geht richtig ans Herz.

James wurde mir mit jedem Kapitel sympathischer - gerade weil auch die negativen Aspekte seines Lebens nicht verschwiegen werden, weil man seine Stärken genauso kennenlernt wie seine Schwächen. Es ist kein "Allerweltsleben", das James führt, aber ihn auf seinem Weg zu begleiten, an dessen (vorläufigem) Ende das Erscheinen des ersten Bob-Romans steht, fühlt sich an wie ein Privileg. Und als James - völlig verängstigt und überrollt von der Maschinerie der Buchverlage - kurz vor seiner ersten Signierstunde steht und sagt "Ich wusste, dass sie Bob lieben würden. Aber ich hatte riesige Angst, sie würden mich verachten." musste ich mir ein kleines Tränchen der Rührung verkneifen, weil in diesem Satz einfach alle Zweifel steckten, die das Leben auf der Straße James über die Jahre eingeimpft" hatte: ein Mensch zu sein, der minderwertig ist, der von anderen (im besten Falle) übersehen wird und der nicht liebenswert ist. Mir tat das so leid, denn die ganze Geschichte beweist ja, wie unbegründet diese Ängste von James sind.

Berührt war ich auch vom letzten Kapitel, in dem er sich u. a. der Frage stellt, was passieren bzw. wie er damit umgehen wird, wenn Bob einmal im Katzenhimmel ist. Daran will man als Katzenbesitzer ja nicht denken (ich weiß wovon ich rede, denn ich habe auch so einen rotbraunen Gefährten auf der Couch liegen). Aber ich denke, auch das wird James meistern, wie so vieles vorher. Und bis dahin freue ich mich auf (hoffentlich!) noch mehr Geschichten von Bob & James. Diese hier ist auf jeden Fall 5 Sterne wert.

PS: Kleiner Tipp für Hörbuchfreunde. Ich kenne auch die englische Hörbuchfassung und die ist sehr zu empfehlen, toll gelesen von dem britischen Schauspieler Kristopher Milnes, sehr gut verständlich mit einem herrlichen Londoner Akzent (sagt man dazu Akzent? Jedenfalls fühlt es sich richtig "original" an, wenn man es hört). Es ist eine Freude, mit Bob sein Englisch wieder aufzufrischen :-)