Rezension

Fantasy in neuem Gewand

Element8: Das Flüstern der Erde - Wolfgang Kirchner

Element8: Das Flüstern der Erde
von Wolfgang Kirchner

„Dunkle Prophezeiungen, blutrote Schwingen, verlockende Träume, flüsternde Erde.“

Der Autor Wolfgang Kirchner hat sich hier mutig an das Experiment gewagt, neue Völker, Wesen und Systeme zu erschaffen.

Sein Schreibstil, der Weltentwurf und die einzelnen Handlungsstränge erscheinen anfangs recht eigenwillig und der Zugang zum Buch will erst erarbeitet werden.

Beim Aufschlagen der ersten Seite fällt einem sofort eine detaillierte Karte ins Auge, die dem Leser hilft sich geografisch in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Zudem findet sich ein Glossar am Ende, der die neuen Begriffe und Fremdwörter erklärt. Jedoch gestaltet sich das ständige zurückblättern mühsam und ist nicht immer notwendig. Vieles erstreckt sich dem aufmerksamen Leser aus dem Kontext. Informationen zu den einzelnen Charakteren und den Völkern, mit ihren markanten Merkmalen findet sich auf www.element8-ebook.com.

Die Hauptfiguren in diesem Roman sind außergewöhnlich und setzen sich im Gedächtnis fest. Kreton Morgenwasser, ein pedantischer Eigenbrötler, der wohl seine eigene Mutter über die Klinge springen lassen würde, ist gemeinsam mit seinem Gehilfen Talias und dem Forscher Kornilius auf der Suche nach einem bedeutenden Artefakt. Welches das ist und was es bewirkt, erfährt der Leser jedoch erst am Schluß. Die Abschnitte von Kreton sind gewöhnungsbedürftig. Er wird als echtes Scheusal dargestellt. Er ist egozentrisch, stumpfsinnig und abgebrüht. Dementsprechend behandelt er auch sein Umfeld.

Der zweite Handlungsstrang beinhaltet die Odyssee von Narna, die von ihrem Volk verstoßen wird und der eine alte Prophezeiung im Nacken sitzt. Sie spürt die Gefahr, aber es stellt sich schnell die Frage, ob sie auch die nötige Stärke besitzt das Erdvolk vor dem Untergang zu bewahren. Viele Schicksalsschläge pflastern ihren Weg und sie betäubt ihren Geist, um dem Schmerz zu entkommen. Deshalb erscheinen ihre Gedankengänge oftmals wirr, fast schon psychedelisch und man hofft ständig, das sie diesem Teufelskreis entkommt. Der Autor lässt dem Leser gleich zu Beginn an spüren, das Narna`s Rolle noch von großer Wichtigkeit sein wird. Sie ist weder schwarz noch weiß gezeichnet, sondern offenbart nur Schattierungen. Ihr Charakter zog mich am meisten in den Bann.

Der Gehilfe Talias agiert anfangs nur im Hintergrund, bis er aus dem Schatten von Kreton heraustritt und an Bedeutung gewinnt. Seine Szenen sind am klarsten strukturiert und bieten spannende Abwechslung. Er ist symathisch und man folgt ihm gerne auf seinem Weg, in der Hoffnung, das er sich dem gefährlichen Dunstkreis von Kreton irgendwann entziehen kann.

Insgesamt ein Fantasy-Roman, der sich widerspenstig gibt, aber letztendlich viel Potenzial besitzt. Das Ende bügelt die anfänglichen Schwierigkeiten locker aus. Fulminant und mitreißend, mit der Option einer Fortsetzung.

Das Konzept und der Schreibstil heben sich deutlich vom gängigem Mainstream ab und präsentieren dem Leser Fantasy in ganz neuem Gewand.

 

Ich vergebe 4 Sterne und empfehle das Buch dem interessierten Fantasy-Leser auf jeden Fall weiter.