Rezension

Was lange währt wird endlich gut.

Element8: Das Flüstern der Erde - Wolfgang Kirchner

Element8: Das Flüstern der Erde
von Wolfgang Kirchner

Bewertet mit 3 Sternen

Für Narna beginnt eine lange, schicksalhafte Reise. Schon lange wächst in ihr der Gedanke ihrem Stamm den Rücken zuzukehren, nie hätte sie aber erwartet, welche Gefahren ihr auf ihrem Weg begegnen würden. Eine dunkle Prophezeiung scheint sich zu erfüllen und Narna selbst steckt mitten drin. Doch nicht nur sie - ihre Wege sollen sich auch mit einem düsteren Vikar kreuzen, den ganz eigene Interessen antreiben.. 

Dieses Buch ist ein in sich seltsam stimmiges Paradoxon. Auf der einen Seite stehen kurze, knappe Sätze in denen kein Wort zuviel verschwendet wird, auf der anderen dann wieder eine unglaublich bildhafte, detailreiche Beschreibung der Handlung. Das macht es dem Leser leider auch nicht wirklich leichter, in die Handlung einzusteigen - und das ist am Anfang wirklich ein hartes Stück Arbeit. Zu Beginn ist alles wahnsinnig wirr. Selbst wenn man sich die zum Buch gehörige Website angesehen hat (und schon allein das mag ich nicht. Ich will ein Buch ohne vorige Recherche lesen können, wenn ich nicht gerade die Nase in meinen Unikram stecke) kommt man nicht wirklich mit.
Was unterscheidet die verschiedenen Völker voneinander, welches Problem mit sich selbst und der Welt hat unsere Protagonistin und durch welche Welt stolpere ich beim Lesen eigentlich gerade?
Nebenbei wird man dann noch durch die Kapitel aus ihren verschiedenen Perspektiven geworfen und fühlt sich alles in allem ein bisschen wie ein Spielball höherer Mächte. 

Wenn man die Einleitung dann mal hinter sich hat - die in diesem Fall leider mehr als die Hälfte des Buches einnimmt, denn wirklich Handlung gibt es da auch noch nicht - wird es besser.
Narna beginnt sich langsam charakterlich zu entwickeln (was auch wirklich höchste Eisenbahn war. Man war als Leser kurz davor sie an ihrem roten Schopf zu packen und mal eben ein bisschen zu schütteln), man beginnt die Handlungen und die Welt zu verstehen und die Handlung nimmt langsam Fahrt auf. Von diesem Punkt ab wird es dann eigentlich auch kontinuierlich besser.

Und dann kommt das Ende. Das einzige was man sich als Leser hier noch denkt ist "Mh??! Wo kommt das denn her und warum nicht gleich so?!" - auf einmal fliegen die Seiten durch die Finger, die Sache wird spannend, die Handelnden nachvollziehbar und transparent und man ist tatsächlich ein bisschen traurig, wenn man dann auf der letzten Seite angekommen ist. Und damit hatte ich nach der ersten Hälfte weiß Gott nicht mehr gerechnet.

Durch einen wirklich schweren Start und ein fantastisches Ende pendle ich mich also im Mittelfeld ein - und hoffe dass Band 2 eher unter dem Banner des Endes steht und genau so gut weiter geht wie Band 1 seinen Abschluss gefunden hat.