Rezension

Fesselnder Abschluss der Reihe

Die Liebe des Pilgers -

Die Liebe des Pilgers
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es hatte eine Weile gedauert, aber inzwischen war Benedikt sich bewusst geworden, dass er sein ganzes Leben vor sich selbst geflohen war...“

 

Und nun war er wieder geflohen. Er hatte Koblenz verlassen, weil er Angst vor seinen Gefühlen hatte. Jetzt würde er an den Ort seiner Kindheit zurückkehren.

Die Autorin hat eine fesselnde Fortsetzung ihrer Pilgersaga geschrieben. Der Schriftstil passt in die Zeit. Er ist fein ausgearbeitet. Hinweise auf die Vorgeschichte der ersten beiden Bände sind geschickt eingearbeitet.

In Koblenz vermisst Palmiro Benedikt. Er befürchtet, dass dieser nie zurückkehren wird. Dafür laufen seine Geschäfte immer besser. Trotzdem fehlt Benedikts Besonnenheit, denn Palmiro begibt sich all zu leicht in Gefahren.

Der Beginn des Buches ermöglicht einen Blick in die komplexen Familienbeziehungen. Weil Colin aus politische Gründen unterwegs ist, muss sich Reinhild um die Geschäfte kümmern. Sie weiß, was sie tut. Das aber sieht mancher Mann anders. Eine Frau, die Sicherheiten verkauft, ist ihnen suspekt.

Oswald, Colins Bruder, sieht das pragmatisch.

 

„...Denkende Weiber sind zwar ein Gräuel, in Zeiten wie diesen jedoch leider nützlich und unverzichtbar...“

 

Oswald kommt hinter ein gut gehütetes Familiengeheimnis. Zuerst rastet er aus, dann aber vollzieht sich bei ihm eine Wandlung. Er lernt, mit seiner psychischen Krankheit umzugehen und sich und andere zu schützen.

Benedikt dagegen wird bei seiner Verwandtschaft mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der er nichts wusste. Er war mit 14 Jahren geflohen, um dem Abschieben in ein Kloster nach dem Tod der Eltern zu entgegen. Jetzt aber muss und will er Verantwortung übernehmen. Dazu ist es notwendig, sich an Menschen zu wenden, die er schätzt und auf die er sich verlassen kann.

Natürlich gibt es wieder einige humorvolle Szenen. Dazu gehört der gewohnte Schlagabtausch zwischen Mariana und Mathys.

Die Autorin gibt die Zeitverhältnisse gut wieder. Der Adel muss umdenken, wenn er überleben will. In den Städten gewinnt die Kaufmannschaft an Bedeutung. Handel und Wandel nehmen zu. Manchem, wie zum Beispiel Colin, gelingt es, beides miteinander zu verbinden. Obwohl er der Erbe eines Adelstitels ist, verdient er sein Geld mit Geschäften. Und er ist nicht der einzige.

Dann gibt es noch Erasmus von London. Der ist zwar in Rom in Ungnade gefallen, hat es aber noch nicht aufgegeben, Colin und Palmiro als Ketzer zu überführen und den Gralsschatz zu finden. Wird er Erfolg haben?

Eines möchte ich keinesfalls vergessen. Der kürzeste und am häufigsten im Buch vorkommende Kommentar lautet „Sirr!“ Es ist die Reaktion eines magischen Kreuzes auf die Handlungen der Protagonisten.

Die Geschichte wird konsequent zu Ende erzählt. Es bleibt keine Frage offen. Zum Schluss schließt sich der Kreis, als die Herkunft des Kreuzes und seine Bedeutung vor Augen gestellt wird.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt nicht nur, was um 1379 schon so alles möglich war, es thematisiert auch Dinge wie Mut, Verantwortungsbewusstsein und Freundschaft.