Rezension

Fesselnder historischer Roman

Der eiserne Herzog -

Der eiserne Herzog
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

„...Guilhem ist durch eine harte Schule gegangen. Er ist jung, nicht älter als dreiundzwanzig. Doch das Schicksal hat ihn seit der Kindheit gefordert, ihn gestählt und früh reifen lassen. Schon als Halbwüchsiger musste er seinen Mann stehen...“

 

So wird der Protagonist, der als Wilhelm, der Eroberer, in die Geschichte eingehen wird, auf den ersten Seiten des Buches charakterisiert. Momentan ist er unterwegs in Flandern. Er will Matilda von Flandern kennenlernen. Zwar hat der Papst eine Ehe ausgeschlossen, aber man weiß ja nie wie sich die Lage entwickelt.

Der Autor hat einen fesselnden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil passt sich den Zeitverhältnissen an. Dazu gehört auch, dass die Namen der Personen und Orte aus der historischen Epoche stammen.

Die Geschichte beginnt im Jahre 1049. Schon bei seinem Besuch in Flandern wird klar, dass der Normanne Guilhem auf Grund seiner Herkunft mit erheblichen Widerständen zu rechnen hat. Adela, Matildas Mutter, wird regelrecht ausfallend. Hier allerdings zeigt sich, dass Guilhem auch einstecken kann, wenn es ihm nützt. Im Krieg dagegen kann er unerbittlich, ja grausam sein, wenn er seine Ziele durchsetzen will.

Der Autor legt Wert darauf, die Gegebenheiten genau zu beschrieben. Das gilt für Land und Leute.

 

„...Wie auch in Rouen herrscht die Pfostenbauweise vor, mit lehmverputztem Flechtwerk in den Zwischenräumen. Nicht wenige Häuser sind zweistöckig...“

 

Nach der Befriedung der Normandie bricht Guilhem erneut nach Flandern auf. Ihr Bruder charakterisiert seine Schwester so:

 

„...Schon als Kind hatte sie ihren eigenen Kopf. Einmal hat sie mir fast das Nasenbein zertrümmert. Glaub ja nicht, dass sie ein sanftes Lamm ist...“

 

Mit Matilda bekommt Guilhem eine kluge Frau an seine Seite. Sie hat einen Blick für politische Zusammenhänge und Gefahren. Das sollte sich später häufig erweisen.

Währenddessen bahnt sich in England eine unerwartete Entwicklung an. König Eadweard hat keine Nachkommen. Seine Mutter Emma will, dass Guilhem der nächste König wird. Er ist mit ihr verwandt. So soll verhindert werden, dass ein Vertreter aus dem Geschlecht der Godwins auf den Thron kommt.

Der Autor arbeitet die historischen Ereignisse auf, sei es den Schiffbruch von Harold, das Treffen von Guilhem und Harold, aber auch die kriegerischen Auseinandersetzungen in England unter König Eadweard.

Schon früh lässt mich Guilhem an seinen taktischen und strategischen Überlegungen teilnehmen.

 

„...Offene Feldschlachten sind eine unsichere Angelegenheit, wie ihr wisst. Eine Fehleinschätzung, und man verliert womöglich alles. Also haben wir die beiden Heere erst einmal kommen und tief ins Herz der Normandie vordringen lassen...“

 

Harold unterliegt der Versuchung und lässt sich nach dem Tode des Königs in England im Schnellverfahren zum König krönen. Das ruft Guilhem auf den Plan Höhepunkt und Schlusspunkt der Geschichte ist demzufolge das Gemetzel in der Schlacht von Hasting. Damit beginnt Guilhems Aufstieg zum englischen König.

Es gibt viele interessante Gespräche, die das Geschehen beleuchten Eines davon ist das zwischen Königin Edythe und Harold. Sie wird deutlich:

 

„...Die Arme ist genauso ein Opfer eurer verdammten Politik wie Ealdgyth oder ich. Wir Frauen sind doch nur Figuren auf eurem Schachbrett. Ihr schiebt uns hin und her, wie es euch gefällt...“

 

In beiden Umschlagseiten befindet sich eine historische Karte mit den Handlungsorten. Orts- und Personenregister ergänzen das Buch. Im Nachwort trennt der Autor Historie und Fiktion und gibt ergänzende Informationen.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.