Rezension

Für die Zielgruppe sehr geeignet

Im Pyjama um halb 4 - Gabriella Engelmann, Jakob M. Leonhardt

Im Pyjama um halb vier
von Gabriella Engelmann Jakob M. Leonhardt

Das Buch stand seit Erscheinen auf meiner Wunschliste und ich wollte es auch unbedingt haben, allerdings konnte es mich leider nicht so wirklich überzeugen.
Der Jugendroman ist im Chat-Stil geschrieben. Lulu und Ben schicken sich über Facebook private Nachricht und ab und zu sieht man auch mal ein öffentliches Posting, wo ihre Freunde kleine Gastauftritte haben. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, also genau richtig für die Zielgruppe, und lässt sich dadurch ganz schnell weglesen. Plötzlich wundert man sich wie viele Seiten man geschafft hat. Man sollte diesen Chat-Stil mögen, ansonsten wird man Probleme bei dem Buch bekommen. Solche E-Mail-Romane gibt es mittlerweile immer häufiger und dem ein oder anderen dürften wahrscheinlich die Beschreibungen fehlen. Ich mag diese Art von Roman, allen voran eines meiner Lieblingsbücher “Gut gegen Nordwind”.
Tja, das war dann aber auch so ein bisschen mein Problem. Ich liebe “Gut gegen Nordwind” und da wird so schnell auch nichts drankommen. “Im Pyjama um halb vier” ist eine Art Jugendvariante davon, da es doch ein paar Parallelen gibt. Was jetzt allerdings nicht heißen soll, dass das Buch schlecht ist, das ist es nämlich ganz bestimmt nicht. Für mich steht es einfach im großen Schatten von “Gut gegen Nordwind”, jedoch ist es für die jugendliche Zielgruppe ein absoluter Gewinn. Denn gerade mit dem Thema Facebook trifft es den Nerv der Zeit bzw. den der Jugendlichen. Vor 10 Jahren hätte ich das Buch verschlungen und geliebt, da gehörte ich ja noch zur Zielgruppe [;-)]

Ich hatte manchmal meine Probleme mit der jugendlichen Sprache und bin mir nicht sicher, ob die 16jährigen heute wirklich so reden bzw. schreiben, deswegen bleibt das meine subjektive Meinung.

Die Gestaltung hat mir dafür richtig gut gefallen. Die Farbgebung und Verwendung der Icons innerhalb des Buches ist sehr gelungen und dürfte bei der Zielgruppe gut ankommen.

Vielleicht haben manche Eltern Bedenken, dass ihre Kinder danach noch mehr Zeit vor dem PC verbringen werden, gerade nachts. Wenn man sich jedoch das Chatprotokoll genau anschaut, dann wird man merken, dass Lulu und Ben nur selten nachts geschrieben haben und an einem Tag auch nicht 5 Stunden vor dem Computer hingen. Sie gehen zur Schule, treffen ihre Freunde und haben ihre Hobbies – das geht alles vor und zwischendurch finden sie irgendwann für Facebook Zeit.
Es ist nicht leicht eine Vertrauensbasis zu einer Person aufzubauen. Über das Internet kann das durchaus einfacher sein. Man kennt sich eigentlich nicht, man weiß wenig voneinander, man bleibt teilweise anonym. Da kommt man schnell ins Gespräch, weil man weiß, dass man da jederzeit wieder rauskommt. Keine Verpflichtungen und eine gewisse Schutzmauer auf Grund der Anonymität. Kein Wunder also, dass sich Lulu und Ben recht schnell anfreunden und über so ziemlich alles schreiben was sie bewegt. Und wenn wir mal ehrlich sind, dann haben die meisten von uns auch schon solchen Mailverkehr gehabt.

Ich habe mich ziemlich über das Ende aufgeregt und erst im Gespräch mit anderen Lesern bzw. durch den Arena-Bloggerworkshop habe ich erkannt, dass es eigentlich recht schlüssig war. Ich war einfach nur zu sauer, dass ich nicht weiter drüber nachgedacht habe.
Wenn man ein bisschen zwischen den Zeilen liest, dann kann man den ein oder anderen literarischen Schatz entdecken. Auf den ersten Blick kann die Geschichte recht flach wirken, aber er genau aufpasst wird merken, dass sie mehr Tiefgang hat.

Das Buch ist meines Erachtens kein All-Age-Roman. Er ist für die jugendliche Zielgruppe wunderbar geeignet, ich bin allerdings einfach aus dem Alter raus.

Fazit

Für Jugendliche sehr zu empfehlen, für Erwachsene nur bedingt. Ein netter Chat-Roman, bei dem man erst auf den zweiten Blick den Tiefgang entdeckt. Gabriella Engelmann & Jakob M. Leonhardt haben auf jeden Fall etwas Tolles für die Zielgruppe auf die Beine gestellt!

Kommentare

Chimiko kommentierte am 07. November 2013 um 11:28

Hm... ich mag E-Mail-Romane auch sehr (oder auch Briefromane, je nachdem). Deine Rezension hat mich doch noch ein Stück neugieriger gemacht. Da rutscht das Buch auf der WuLi jetzt nach oben!