Rezension

gelungener, unterhaltsamer 2. Teil

Die australischen Schwestern
von Ulrike Renk

Bewertet mit 5 Sternen

Bildeten im ersten Teil Emilia und ihr Mann Carl Lessing die Hauptfiguren, so sind es in diesem Teil, der Jahrzehnte später handelt, ihre 3 Enkeltöchter. Nachdem deren Mutter Minnie kurz nach der Geburt des 5. Kindes gestorben ist, kümmern sich die Großeltern hingebungsvoll um sie. Doch dann greift wieder einmal dessen Vater Richard te Kloot, der sich sonst nie um seine Kinder gekümmert hat und deren einziges Ziel es schon immer war an Geld zu kommen, wieder einmal in ihr Schicksal ein. Er schickt seine Älteste, Carola, nach Europa. Dort soll sie bei seiner Schwester, die kinderlos aber reich begütert ist, aufwachsen. Natürlich hat er wieder nur einen Grund: Geld! War er mir im ersten Teil schon sehr unsympathisch, hat sich es hier nochmals gesteigert.

Doch der Reihe nach: dass ich den 1. Teil gelesen habe, lag schon einige Zeit zurück. So hatte ich am Anfang einige Schwierigkeiten mich mit den Personen wieder vertraut zu machen. Denn die Familie Lessing ist recht groß, außerdem hat jeder nicht nur seinen Taufnamen, sondern auch einen Kosenamen. Aber zum Glück hat die Autorin einen Stammbaum am Anfang eingefügt.

Auch hier sind wieder die Figuren sehr liebevoll umschrieben. So fand ich auch die Ausführungen zu dem turbulenten Haushalt von Großmutter Emilia sehr schön. Kam doch hier sehr gut zum Ausdruck, dass Geld nicht alles im Leben ist, sondern die Liebe mit denen man die Kinder aufzieht, die Wärme die man ihnen vermittelt, viel wichtiger sind. Denn Geld oder gar Reichtum hatten die Lessings nie, dafür aber umso mehr Herzenswärme und Verständnis für die Sorgen und Nöte der Familienmitglieder. Wie schrecklich muss sich da Carola am Anfang gefühlt haben, als sie aus dieser behüteten Welt nach Europa zu ihr völlig fremden Menschen geschickt wurde.

Was der Autorin in meinen Augen auch sehr gut gelungen ist, ist die Veränderungen in der Sicht der Menschen darzulegen. Ich meine damit, dass früher Emilia das Sagen in der Familie hatte, jetzt mit dem erwachsen werden betrachten ihre Töchter sie und ihre Sicht der Dinge zum Teil kritisch. Sie sehen ihr das Anhängen an alten Werten nach und verheimlichen auch mal etwas vor ihr. Ich glaube, das ist der Lauf der Zeit und alle Eltern-Kind-Beziehungen machen diesen Wandel durch. Jetzt bin ich gespannt wie es mit Familie Lessing und te Kloot weitergeht.

Ich habe mich mit diesem Teil wieder sehr kurzweilig unterhalten gefühlt und darum vergebe ich wieder 5 Lese-Sterne und spreche eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung aus.