Rezension

sehr empfehlenswert

Die australischen Schwestern
von Ulrike Renk

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Die australischen Schwestern“ sind der zweite Teil einer Trilogie und schließen nahtlos an „Die Australierin“ von Ulrike Renk an. Diesmal stehen drei Enkeltöchter von Emilia und Carl Gotthold Lessing im Mittelpunkt. Deren Mutter Minnie ist im ersten Teil verstorben und während Elsa und Mina im sicheren Hafen ihrer Großeltern, inmitten zahlreicher Tanten und einem Onkel aufwachsen, wird Carola von ihrem Vater nach Deutschland geschickt, wo sie bei dessen Schwester weit weg vom Rest der Familie leben soll.

Immer abwechselnd zwischen diesen drei Mädchen wird erzählt von einer großen, bunten, vielköpfigen Familie; vom Erwachsenwerden und aufblühender Liebe; von ungewollter Schwangerschaft, Ehebruch und Seitensprung; von Heimlichkeiten und harten Wahrheiten des Lebens. Eben ein pralles Gemälde der damaligen Zeit anhand tatsächlicher realer Personen, die ihr Leben durch Briefe, Bilder und mündliche Überlieferungen hinterlassen haben. Und Ulrike Renk hat all dem Leben eingehaucht und die Lücken und Schatten mit ihren eigenen Worten so harmonisch gefüllt, dass man nicht erkennt, wo Fiktion und Wahrheit aufeinandertreffen und man schwelgen kann in einer wunderschönen Geschichte.

Der Erzählstil ist faszinierend, weil es sich ja um ganze normale durchschnittliche junge Frauen handelt, deren Leben keineswegs besonders dramatisch war, sondern im Gegenteil oft eher ruhig und beschaulich. Und dennoch kommt immer wieder so eine Spannung auf, dass man das Buch kaum aus der Hand legen will. Von mir aus hätte das Buch gerne noch 100-200 Seiten länger sein dürfen, weil es so viel Vergnügen gemacht hat. In diesem zweiten Teil wird auch einiges über Australien, das Land, die Menschen, die Ureinwohner und die damalige Zeit allgemein erzählt, so dass es im besten Sinne auch ein guter historischer Roman ist.