Rezension

Handlung und Spannung für zwei Bücher - eine gelungene Fortsetzung!

Breathe - Flucht nach Sequoia - Sarah Crossan

Breathe - Flucht nach Sequoia
von Sarah Crossan

Inhalt:
Alle haben dasselbe Ziel: Sequoia
Für Alina beginnt der Überlebenskampf gemeinsam mit den anderen Rebellen auf dem Wasser. Bea und Quinn machen sich gemeinsam mit der jungen Jazz zu Fuß auf den Weg. Als Jazz sich verletzt, sind die Liebenden gezwungen, sich zu trennen. Quinn macht sich alleine auf nach Sequoia, um Hilfe zu holen. Doch als er dort ankommt, muss er feststellen, dass dort alles anders ist, als erwartet.

Der Elite-Soldat Oscar und seine Schwester Niamh, seit Tagen eingepfercht im eigenen Haus, erfahren vom Tod ihres Vaters, dem ehemaligen Präsidenten der Kuppel. Die Regierung plant neue Schläge gegen die „Ratten“, doch nicht alle Soldaten gehen mit dem früheren blinden Gehorsam in den Einsatz. Das Wissen um die mutwillige Zerstörung der Pflanzen hat ein Umdenken bewirkt. Doch was können einzelne gegen die Macht von BREATHE ausrichten?

Meinung:
Vor etwas mehr als einem halben Jahr ließ ich mich von Sarah Crossan in die Welt von „Breathe“ entführen. „Gefangen unter Glas“ waren die Charaktere nicht sehr lange. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Dystopien im Jugendbuchbereich ging in „Breathe“ alles sehr schnell. Die Geschichte las sich beinahe, als wäre sie abgeschlossen. Umso gespannter war ich also, was sich die Autorin für die Fortsetzung einfallen lassen würde. Sie schaffte es tatsächlich, ihren Charakteren noch weitere Steine in den Weg zu legen.

Und so ist die Flucht nach Sequoia lange nicht das Ende, denn der scheinbar „sichere Ort“ ist anders, als ihn sich alle vorgestellt haben.

Am Anfang hatte ich kurzzeitig ein Problem, mich an die Nebencharaktere und die letzten Entwicklungen aus Band 1 zu erinnern. Frau Crossan verwendet Rückblicke nur sehr spärlich. Doch nach wenigen Perspektivenwechseln (von denen neben Bea, Quinn und Alina nun auch Oscar eine innehat), war ich wieder gefangen in der sauerstoffarmen Welt von „Breathe“.
Schnell zeichnen sich die Auswirkungen des Anschlags auf den Hain ab. Die Hauptcharaktere gehen getrennte Wege und kämpfen doch alle ums Überleben.

Alina befindet sich mit einer Gruppe Rebellen auf einem Boot, als sich ein tragisches Unglück ereignet. Doch sie alle müssen weiter, ehe die Sauerstoffvorräte verbraucht sind.
Und eben dies ist das, was in „Breathe“ jede noch so einfache Wanderung, jede kleine Pause, gefährlich macht und mich selbst mit meiner Luft haushalten ließ. Stets hatte ich dieses bedrückende Gefühl, nicht genügend Sauerstoff zu haben, ganz gleich in welcher Situation.

Wieder konnte mich Frau Crossan mit den stets wechselnden Perspektiven an ihre Geschichte fesseln. 

Der für mich interessanteste Charakter war Oscar. Seit dem Angriff auf den Hain hat er sich entwickelt. Niemals hätte er erwartet, bei der Jagd auf Rebellen echte Bäume zu sehen! Als er diese zerstören musste, wusste er, dass innerhalb der Kuppel nicht die ganze Wahrheit kommuniziert wurde. Selbst die Nachricht über den Tod seines Vaters, des Präsidenten, kann ihn nicht umstimmen. Es muss sich etwas ändern. Und daher schmiedet er seine eigenen Pläne, als er auf einen neuen Einsatz geschickt wird.

Die ehemaligen Hauptcharaktere blieben alle ihrer Linie treu. Lediglich die Art, ihr Ziel zu erreichen, hat sich verändert. 
Alina, nach wie vor eine Kämpfernatur, wird mit einem großen Verlust aus der Vergangenheit konfrontiert und muss nun umdenken.
Bea zeigt wirkliche Stärke und Größe, lernt neu zu vertrauen und kämpft daher auf der Seite von Oscar, dem Sohn des Mörders ihrer Eltern. Ihre Liebe zu Quinn stellt sie jedoch niemals infrage.
Quinn hat sein testosterongesteuertes Teenie-Gehabe aus Band 1 gänzlich abgelegt, worüber ich sehr froh bin. Er ist bereit, für seine große Liebe Bea alles zu opfern.

Leider konnte ich die Emotionen zwischen den beiden nicht immer wirklich greifen. Vielleicht lag es an der räumlichen Distanz? Jedes Mal, wenn einer der Liebenden an den anderen gedacht hat, war ich lediglich Betrachter, nicht Mitfühlender. Ich spürte andere Bindungen wesentlich deutlicher, was es mir schwer machte, es den beiden abzunehmen.

Der Schreibstil der Autorin ist wie bereits im Vorgänger jugendlich-einfach, insbesondere die Dialoge sind sehr umgangssprachlich gehalten. Auch diese Fortsetzung wurde wieder in mehrere Teile untergliedert, die Spannung stieg kontinuierlich.
Wie bereits erwähnt, hätte Band 1 „Gefangen unter Glas“ durchaus ein Einzeltitel sein können. Mit der Fortsetzung ist Sarah Crossan über die „Standard-Erzählung“ (Regime-Rebellen…) hinausgegangen und hat einen neuen Gegner eingebracht, was dazu führte, dass an mehreren Stellen gebangt werden musste und wieder so viel passiert ist, um zwei Bücher zu füllen. Dies erhöhte stellenweise die Spannung dramatisch, führte aber gleichzeitig dazu, dass die Autorin sich sehr beeilen musste, die Handlungsstränge aufzulösen und zu einem befriedigenden Abschluss zu führen. Oftmals wirkte der Plot zu überstürzt. Insbesondere der finale Showdown wurde viel zu schnell abgehandelt, ich fühlte mich schon gehetzt und konnte die zahlreichen Offenbarungen und Wendungen gar nicht mehr richtig genießen.

Auch das Ende dieses zweiten und letzten Teils der Reihe ist wieder sehr zufriedenstellend. Sarah Crossan hat ihre Geschichte sogar mit einem kleinen Ausblick auf die Zukunft abgerundet und lässt mich nach dem Zuklappen des Buches wieder in Ruhe atmen.

Urteil:
Auch in „Breathe - Flucht nach Sequoia“ steckt wieder so viel Handlung, um mehrere Bücher zu füllen. Neue Entwicklungen und stetige Angst um „meine“ Charaktere ließen die Spannung unentwegt ansteigen und mich über die beinahe zu rasant abgehandelten Stellen hinwegsehen. Den für mich sehr passenden Abschluss der Dilogie belohne ich mit 4 Büchern.

Für Fans des ersten Teils ein Muss. Euch erwarten neue Hürden, neue Verbündete und die stetige Bedrohung der Atemlosigkeit. Tief Luftholen nicht vergessen.

Die Serie:
1. Breathe - Gefangen unter Glas 
2. Breathe - Flucht nach Sequoia

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