Rezension

Ich bin verliebt in dieses Buch

Ich und die Menschen - Matt Haig

Ich und die Menschen
von Matt Haig

INHALT:

Ein namenloser Vendorianer wird in menschlicher Gestalt auf die Erde geschickt, um ua. neuste mathematische Erkenntnisse eines Professors zu zerstören, die einen großen Fortschritt für die Menschheit bewirken würde. Auch soll er die Lebensform "Mensch" und ihre Welt näher unter die Lupe nehmen. Um sich bestmöglich zu integrieren übernimmt der Namenlose die Identität jenes Professors und heißt fortan Andrew Martin, ist verheiratet und hat einen 15-jährigen Sohn, der in einer depressiven Phase steckt. Der Namenlose versteht jedoch nicht viel von Gefühlen und hat kein Verständnis für Dinge, die weder der Mathematik, noch einer anderen sinnvollen Wissenschaft dienen. Auch versteht er die gesellschaftlichen Konventionen der Erdenbürger nicht. Wozu zum Beispiel braucht man Kleidung? Der Namenlose versucht zu verstehen, doch hofft sich bei dieser Erkundungsreise nicht zu verändern.
 

WISSENSWERTES:

Autor Matt Haig hatte bereits im Jahr 2000 die Idee für dieses Buch, als er unter derart starken Panikatacken litt, dass er kaum noch vor die Tür ging. Er kapselte sich ab und nutzte das Schreiben als eine Form der Selbsttherapie für sich. Jedoch verfasste er diese Geschichte erst nachdem er seine Panikanfälle wieder in Griff bekommen hatte.
 

SCHREIBSTIL:

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, d.h. aus der Sicht des Namenlosen.

"Hinter der Unzufriedenheit der Menschen steckte also nicht
nur der Mangel an Zeit, sondern vor allem der Mangel an Fantasie.
Sie nahmen einen Tag, der einigermaßen gut funktionierte,
und dann blieben sie dabei und wiederholten ihn, mindestens
von Montag bis Freitag. [...] Der erste Vorschlag, den ich ihnen machen wollte, war, manche Dinge einfach umzudrehen. Zum Beispiel fünf lustige Tage
und zwei ernste Tage einzurichten statt umgekehrt. Auf diese
Art – ja, nennt mich ein Mathematikgenie – hätten sie in der
Summe weitaus mehr Spaß." (S.236f)
 

MEINUNG:

Eigentlich bin ich kein Fan von Geschichten, in denen Außerirdische vorkommen. Daher habe ich dieses Buch auch zunächst gemieden. Erst als ich hier eine Rezenssion zu diesem Roman las, in der darauf aufmerksam gemacht wurde, dass es alles andere als eine typische Alien-Geschichte sei, fand das Buch doch einen Weg in mein Regal.
Beim Lesen war ich von der ersten Seite auf direkt begeistert. Der Schreibstil des Autors gefiel mir sehr gut. Er findet einfach die passenden Worte für seine Gedanken und Gefühle. Allerdings beinhaltet das Buch nicht sehr viel Handlung. Es ist viel mehr eine Anhäufung philosophischer Gedanken, die in eine eher seichte Geschichte verpackt wurde. Viel Spannung kommt da nicht auf. Die Grenzen zwischen Roman und Selbsthilfebuch verwischen dabei oftmals. Das ist jedoch keineswegs negativ gemeint. Somit haben die Gedanken des Namenlosen viel mehr Raum sich zu entfalten. Daher hier ein großer Pluspunkt. Schade finde ich jedoch ein wenig, dass es zum Ende hin zunehmend etwas "kitschiger" wurde. Natürlich ist da bei jedem das Empfinden anders, was er als kitschig empfindet, aber auf mich wirkte es so. Somit lässt auch der Humor, den der Anfang des Buches ausmachte mit der Zeit nach und fand nur noch an wenigen Stellen seinen Platz. Nichtsdestotrotz ist es eines der schönsten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe.

PS: Stellenweise erinnerte der Namenlose mich sogar ein wenig an Castiel aus Supernatural. Dies war vor allem zu Beginn so der Fall, sodass ich mir den Protagonist auch komischerweise optisch die ganze Zeit so vorstellen musste ;)
 

FAZIT:

Obwohl mir zum Ende hin nicht alles zu 100% gefiel, habe ich dieses Buch irgendwie in mein Herz geschlossen und schlage nicht aus, dass ich es nicht nochmal lesen werde.
 

LESEEMPFEHLUNG:

Lasst euch von dem Alien-Hintergrund der Geschichte nicht abeschrecken (wenn es denn so ist). Bei diesem Buch kann man finde ich bereits an den ersten 10-20 Seiten erkennen in welche Richtung es geht. Schaut daher vielleicht vorher in eine Leseprobe rein.