Rezension

Kann man gelesen haben – muss man aber nicht

Chill mal, Frau Freitag - Frau Freitag

Chill mal, Frau Freitag
von Frau Freitag

Bewertet mit 2 Sternen

Frau Freitag ist eine gestandene Lehrerin. Sie hat einen Freund, den sie im Buch auch stets nur Freund nennt, als wäre dies sein Vorname und zwei Lehrerinnen-Freundinnen namens Frau Dienstag und Fräulein Krise. Diese Namensgebung stieß mir gleich auf und wirkte durch das Buch hinweg sehr platt. Hätten die Schüler in diesem Buch nicht wenigstens reale Namen gehabt, wäre ich beim Lesen wahrscheinlich verrückt geworden. Doch auch sonst ist Frau Freitag eine eher exzentrische Persönlichkeit: Sie ist Lehrerin aus Leidenschaft und weiß in den Ferien nichts mit sich anzufangen, und manchmal sitzt sie an ihrem Pult vor vorbereitetem Tafelbild und wartet auf die Schüler, die nicht kommen. Und dieses Mal nicht, weil sie zu spät sind, nein, Frau Freitag ist entgangen, dass Ferien sind.
Frau Freitag beschreibt gut anderthalb Jahre des Werdegangs ihrer Klasse. Wir erleben sie also am Ende der achten Klasse und die gesamte neun über. Stets betont sie, dass die Schüler durch die vielen Ausfälle, also Fünfen und Sechsen im Zeugnis, die Versetzung in Klasse zehn nicht schaffen werden. Das Buch endet auch mit Beginn der Sommerferien. Da kommt also der spannende Moment der Zeugnisausgabe und der Leser möchte endlich wissen, wie es ihren Schülern ergangen ist. Statt Zeugniskonferenzen beschreibt sie jedoch den Werdegang des Ausflugs zum Heidepark, der einzige wirklich lang zusammenhängende Part, der wirklich gut geschrieben und amüsant ist. Doch dann ist das Buch zu Ende und der Leser weiß nicht, ob Abdul und Samira doch noch versetzt werden konnten. Sehr schade.
Ich komme nicht umhin Chill mal, Frau Freitag mit Föhn mich nicht zu von Stephan Serin zu vergleichen, denn da ich dieses Buch kürzlich gelesen habe und maßlos enttäuscht war, war dieser Eindruck stets im Hinterkopf beim Lesen von Frau Freitag.
Doch zum Glück ist Frau Freitag nicht Herr Serin und so macht sie tatsächlich auch Unterricht. Sie berichtet auch so von sich und ihrem nicht vorhandenen Privatleben, dass es zwar überzogen wirkt, doch bei weitem nicht so unrealistisch wie bei Föhn mich nicht zu. Auch ihre Schülerklientel ist nicht die einfachste, doch sie stellt sie so dar, dass man tatsächlich meinen könnte, sie beschriebe real existierende Personen. Über ihre Anekdoten kann man schmunzeln und man fühlt sich beim Lesen unterhalten, doch bleibt das Buch relativ belanglos. Zwischendurch eingeschobene Listen und Tabellen lockern das Erzählte auf. Die Abschnitte sind sehr schön kurz gehalten und bauen in den seltensten Fällen direkt aufeinander auf, so dass sich das Buch gut für zwischendurch oder die kurzen Momente im Leben eignet.

Fazit: Das Buch weiß leider nicht zu begeistern und bleibt belanglos. Es ist überzogen, doch in einem angemessenen Maß. Das Buch weiß stellenweise zu unterhalten. Was bei mir zurückbleibt ist jedoch nicht viel, der persönliche Gewinn gleich null. Als Zweitbuch oder für zwischendurch durchaus lesbar. Kann man gelesen haben, muss man aber nicht. Doch Stephan Serin hat gezeigt, dass es immer noch schlechter geht.