Rezension

Kein Worldbuilding, dafür Klischees, Oberflächlichkeiten und anspruchslose, unepische Handlung

Sword Catcher - Die Chroniken von Castellan -

Sword Catcher - Die Chroniken von Castellan
von Cassandra Clare

Bewertet mit 1 Sternen

Gemäß einer alten Tradition wird ein Doppelgänger für den jungen Prinz Conor Aurelian von Castellan erwählt, welcher ihn fortan in gefährlichen Situationen vertreten oder sich gegebenenfalls schützend vor ihn werfen soll. Als besagter Schwertfänger wird Waisenjunge Kellian im Alter von 10 Jahren an den Hof gebracht und für seine Rolle ausgebildet.

Soweit so gut. Diese Einführung macht einen rund dreißig Seiten (!) langen Prolog des Buches aus, anschließend folgt ein Sprung von ca. 13 Jahren und die Kinder sind junge Männer, die ihre Zeit mit infantilen Spielchen oder im Freudenhaus vertrödeln. Und mit dem Sprung ließ auch meine Begeisterung für den Roman sprungartig nach. Was nach dem noch interessanten Prolog aus Kellians Perspektive kam war in erster Linie ein nicht vorhandenes Worldbuilding, Unmengen an Klischees, oberflächliche und durchschaubare Handlung und andere Langweiligkeiten.
Zum Worldbuilding: Hier hat die Autorin es sich einfach gemacht und bedient sich der Bilder, welche wir bereits im Kopf haben, um lediglich ein paar Stichworte einzuwerfen. Kleidungsstil bei Hof und Adel? Ein paar Klischeebeispiele aus dem aktuell gut laufenden Regency-Genre einwerfen, fertig. Den Rest sollen wir uns denken. Die Welt? Quasi wie die unsere, lediglich die Länder haben andere Namen bekommen, deren Spezialitäten und Besonderheiten hat sie einfach unter gleicher Bezechnung abgekupfert und eingeworfen, wodurch ebenfalls notwendige Beschreibungen verzichtbar wurden, wie Curry aus Indien oder Seide aus China. Der Höhepunkt war eine 1:1 Beschreibung einer Chinatown-Version inklusive roter Papierlaternen, Drachendeko und Chinasuppe, alles bequem als Stichworte eingeworfen, weil die meisten bereits irgendwelche Standardbilder im Kopf haben, Asiasuppe inklusive. So geht es in einer Tour, selbst Spekulatius wird im Roman geknabbert (wie der schmeckt muss entsprechend auch nicht erwähnt werden, kennen wir alle). Das ist kein Worldbuiding, das ist eine lahme Kopie unserer Welt. Zwar gibt es etwas Magie, diese wird jedoch kaum erklärt.

Weiterhin wirkt das Buch, als hätte unbedingt eine Liste wichtiger sozialer Themen auf Teufel komm raus abgearbeitet werden müssen: Queerness, Mobbing, Sexismus, Rassismus (mit so einigen, eindeutigen Anlehnungen an ein bestimmtes Volk), POC, selbst der Vegetarier fand seinen Weg ins Buch.

Die Handlung ist über Strecken langatmig bis öde, die wenigen guten Szenen ließen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Wiederholt wird dargestellt, wie sexistisch und frühpubertär der Prinz und seine Adelsfreunde sind. Ein Prinz, der selbst mit 23 Jahren null Ahnung von Regierungsangelegenheiten oder der Situation im eigenen Volk hat und einfach eine strategische Nullnummer bleibt. Die Bösewichte bleiben blass, die starken Frauen erliegen entweder dem Klischee, sich durch nackte Muckis und Strahleaugen ihren Verstand vernebeln zu lassen, oder werden schlichtweg niedergemetzelt. Die Adelsintrigen, mit denen geworben wird, reißen die Handlung in keinster Weise raus. Nicht zu vergessen die vielen Unstimmigkeiten, welche dem Buch den Rest geben. Wenn dieser Roman wirklich (Zitat) „eine neue epische Saga aus der Feder einer der besten Fantasy-Autorinnen unserer Zeit“ sein soll sehe ich für die Fantasywelt düstere Zeiten auf und zukommen. Für mich waren es verschwendete 800 Seiten.