Rezension

Zu viel Chronik, zu wenig Sword Catcher

Sword Catcher - Die Chroniken von Castellan -

Sword Catcher - Die Chroniken von Castellan
von Cassandra Clare

Bewertet mit 2 Sternen

Als Waisenjunge wird Kelion in den Palast gebracht, wo er sich dafür entscheidet, der Sword Catcher des Kronprinzen Conor zu sein, um ein halbwegs lebenswertes, wenn auch gefährliches Leben zu führen. Denn seine Aufgabe ist es, jeglichen Schaden vom Prinzen fernzuhalten. Jahre später sind die beiden so etwas wie Vertraute. Doch der Prinz hat einige Probleme, vor deren Auswirkungen ihn Kel nicht schützen kann. Nach einem mehr oder weniger vereitelten Überfall muss die Ashkar Lin, eine Heilerin, dafür sorgen, dass das Opfer überlebt und verstrickt sich ebenso in die Machenschaften am Hofe, wie Kel selbst. Zudem hat sie der Lumpenkönig von Castellan zu sich gebeten, der Kel vor einer Verschwörung größeren Ausmaßes warnt. Der Sword Catcher ist hin- und hergerissen, ob er dem zwielichtigen Mann trauen kann. Lin hingegen sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit ihre kranke Freundin Mariam zu heilen und stößt dabei auf Schriften aus der Zeit vor dem Ende der Magie.

Der erste Band von Sword Catcher sieht ohne Zweifel traumhaft aus, vor allem als Exemplar mit Farbschnitt ist er ein richtiger Hingucker. Auch der Klappentext samt angekündigtem Attentat und riesiger Verschwörung lässt auf ein spannendes High Fantasy Highlight hoffen. Sogar für mich als wenig Fantasy-Leserin hörte sich das nach Spannung und einem ungerechten, aber actionreichen Leben für den Sword Catcher an. Von Cassandra Clare hatte ich vorher noch kein Buch gelesen, aber fast nur positive Kritiken zu ihren Werken. Der Prolog war sehr lang und man begann schon mit Kelion, dem Waisenjungen mit dem schweren Schicksal mitzufühlen. Doch dann passiert nicht mehr viel. Clare badete nur noch förmlich in ausschweifenden Beschreibungen von so ziemlich allem, den Räumen, den Personen, den Stoffen, der Einrichtung und und und. Gegen ein gutes Worldbuilding ist bei diesem Genre nichts einzuwenden, doch hier ist man deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Die Handlung zieht sich wie Kaugummi, es passiert kaum Nennenswertes. Spannung Fehlanzeige. Der Sword Catcher kämpft höchstens in seinen inneren Konflikten und wegen der Loyalität zum Kronprinzen. Auch magische Elemente gibt es kaum. Ein zwei Steine oder Schmuckstücke, die kleinere Täuschungen verursachen, das ist es dann lange Zeit auch.

Zwischendurch werden immer wieder Auszüge aus verschiedenen erfundenen und anscheinend auch echten Werken zu Magie und der Geschichte der Ashkar und ihrer Göttin eingestreut, die zwar ganz interessant sind, aber auch nicht weltbewegend. Etwas verwirrend ist die Fülle an Eigennamen, die aus verschiedenen Sprachen stammen: französich, chinesisch, indisch, italienisch usw. Dazu hat die Autorin noch ein paar selbsterfundene angefügt, was meiner Meinung nach gar nicht nötig gewesen wäre, da deren Nutzung eh niemand versteht, sondern erst in der immer nachfolgenden Übersetzung lesen muss. Zudem passten für mich einige Dinge überhaupt nicht nach Castellan. Zum Beispiel spielten Conor und Kel in ihrer Kindheit im Palastgarten Räuber und Gendarme. Die Wächter heißen aber gar nicht Gendarme... Vielleicht auch nur ein Übersetzungsfehler. Das passt aber auch irgendwie zu Rest.

Von den erwarteten Actionszenen, in denen sich der Sword Catcher todesmutig für seinen Kronprinzen gezwungenermaßen in die Bresche wirft, konnte ich nur träumen. Dafür konnte ich bei jedem Kleidungsstück lesen, wie der Stoff beschaffen und bestickt war. Sorry, aber teilweise hat mich das so gelangweilt, dass mir die Augen zugefallen sind. Lange Zeit passierte einfach gar nichts. Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass es wenigstens auf den letzten ca. 75 Seiten zu ein bis zwei aufregenden Situationen kommt, was mich jetzt davon abhält, dem Buch nur einen Stern zu geben. Mag sein, dass in Einführungsbänden zu einer Reihe erstmal eine Welt entstehen muss, doch wenn man sich dann seitenweise in immer gleichem Schreibstil sämtliche unnützen Details erlesen soll, ohne dass die Handlung dadurch vorankommt oder es in irgendeiner Weise wichtig für die Handlung wäre, dann ist das wirklich zu viel des "Guten". Nur das Ende lässt mich daher 2 Sterne geben. Ob ich die Fortsetzungen lesen werde, weiß ich wirklich nicht...