Rezension

Klare politische Aussage!

Die Lieferantin - Zoë Beck

Die Lieferantin
von Zoë Beck

Wer inhaltlich und stilistisch hochkarätige Kriminalromane/Thriller aus der Feder einer deutschen Autorin lesen möchte, kommt an Zoe Beck nicht vorbei. Allerdings liegen die Handlungsorte, speziell ihrer Thriller, glücklicherweise nicht in der deutschen Provinz, sondern in London. Ein Pflaster, das die Autorin sehr gut kennt, hat sie dort doch über einen längeren Zeitraum gelebt und pendelt noch immer zwischen UK und Deutschland. Neben den rasanten Plots liegt die besondere Qualität der Beckschen Thriller in dem Verarbeiten aktueller Ereignisse aus der Tagespolitik sowie deren Auswirkungen auf gesellschaftspolitische Veränderungen.

So auch in ihrem neuesten Thriller „Die Lieferantin“, in dem sie kritische Blicke auf die – stellvertretend – britische Gesellschaft und deren Umgang mit der Drogenproblematik wirft. Es ist ein England nach dem Brexit mit all seinen unschönen Auswüchsen: die Rotweißblauen werden von Regierungsorganisationen in ihrer Jagd auf Menschen anderer Hautfarbe unterstützt, die Gentrifizierung schreitet voran und treibt die nicht so zahlungskräftigen Bürger zunehmend in heruntergekommene Wohnviertel. Und der neueste Coup der Regierung ist ein neues Referendum, der Druxit, nach dessen Annahme mit aller Härte gegen Dealer vorgegangen werden soll. Einerseits. Aber andererseits gibt es natürlich auch eine andere Sicht auf die Dinge, denn je mehr Illegalität, desto mehr schlechter Stoff und somit tote, oder im besten Fall zugedröhnte Junkies, die keinerlei Interesse mehr an politischer Veränderung haben, was der Regierung in die Karten spielt.

Im Zentrum der Handlung steht Elliot, die „Lieferantin“, die es sich nach dem Drogentod ihres Bruders zum Ziel gesetzt hat, den Markt mit sauberem Heroin zu versorgen. Profite macht sie keine, denn die Erlöse fließen in eine Drogenklinik und die Anti-Druxit-Kampagne. Ihr zur Seite steht Mo, eine Spezialistin und Ab-und-zu Konsumentin, die für die Programmierung der Drohnen zuständig ist. Dass die beiden mit ihrem Geschäftsmodell der Londoner Unterwelt in die Quere kommen, versteht sich von selbst…

Spannend durch fortwährende Perspektivwechsel, gut geplottet wie von der Autorin gewohnt, mit einer klaren politischen Aussage. Lesen!