Rezension

Klufti dreht auf

Rauhnacht - Volker Klüpfel, Michael Kobr

Rauhnacht
von Volker Klüpfel Michael Kobr

Bewertet mit 4 Sternen

Der 5. Band der Kluftinger-Reihe.
Hauptkommissar Kluftinger, seine Frau und die befreundeten Langhammers verbringen auf Einladung der berühmten Ex-Skiläuferin Julia König ein Wochenende in deren Hotel in den Bergen. Abends sollen die Gäste in ein Krimispiel eingebunden werden, wobei Klufti die Rolle des Hercule Poirot erhält. Wie man sich schon denken kann, wird aus dem Spiel Ernst, es geschieht tatsächlich ein Mord. Das Hotel ist total eingeschneit, und Kluftinger ist bei den Ermittlungen auf sich allein angewiesen. Auf sich allein? – Nein, wider Willen erhält er Unterstützung von Martin Langhammer. Die Zusammenarbeit ist allerdings sehr nervenaufreibend, aber trotzdem im Endeffekt fruchtbar.
Der schrullige Kommissar wird sehr schön gezeichnet. Wie er in jedes Fettnäpfchen tritt, wie er ewig nachdenkt, wie viel Trinkgeld er geben soll, wie er die ganzen Fläschchen im Bad ("Gastgeschenke"), Schuhlöffel und Flaschenöffner einkassiert und nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei hat, das ist schon klasse. Da kommt eben seine schwäbische Sparsamkeit zum Ausdruck. Etwas zu herb wird es mir allerdings, als er dann auch noch zu Körperverletzungen übergeht. Das passt m.E. nicht wirklich zu ihm. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass er in diesem Band noch etwas naiver dargestellt wurde als in den vorigen. Das hätte auch nicht sein müssen. Vielleicht kommt mein Eindruck aber auch daher, dass es ca. 100 Seiten braucht, bis die Geschichte ins Rollen kommt und spannend wird. Der Kriminalfall an sich ist sehr schön konstruiert. Es hat mir Spaß gemacht, so nach und nach zu entdecken, wer wie mit wem zusammenhängt. Bis zum Schluss habe ich nicht wirklich gewusst, wer der Mörder ist und vor allem, wie der Mord in einem von innen verschlossenen Zimmer ausgeführt werden konnte.
Der Text ist sehr locker und flüssig zu lesen. Die Sprache ist einfach und äußerst humorvoll. Die mundartlichen, also bayerischen und schwäbischen, Ausdrücke runden die liebevoll beschriebenen Charaktere ab. Trotzdem dürfte es auch für Nordlichter verständlich sein. Negativ aufgefallen sind mir diverse Wiederholungen. Ständig sagt Kluftinger etwas „in schärferem Ton, als er eigentlich vorgehabt hatte“.
Ich denke, es ist von Vorteil, wenn man zumindest einen der früheren Bände schon gelesen hat, um die Rivalität zwischen Kluftinger und Langhammer oder auch die Bedeutung der Kässpatzen nachvollziehen zu können. Zwingend notwendig ist es aber nicht, da es sich um einen abgeschlossenen Kriminalroman handelt.
Fazit: ein solider, humorvoller deutscher Regionalkrimi ohne Blut und Grausamkeiten