Rezension

Komplexe Gesellschaftskritik

Geordnete Verhältnisse -

Geordnete Verhältnisse
von Lana Lux

Lana Lux erzählt in „Geordnete Verhältnisse“ die Geschichte einer toxischen Beziehung aus zwei Perspektiven. Katja Kullmann schreibt das Buch im Klappentext sehr treffend: „So tief dringt sie in die Seelen ihrer Figuren ein, dass einem sogar der abscheulichste Täter ganz nah wird.“ Damit trifft sie meiner Meinung nach genau den Punkt, der dieses Buch so stark macht.

Der Protagonist des Buches, Philip, handelt von Anfang an übergriffig und grenzwertig – trotzdem habe ich mich ständig dabei erwischt, Erklärungen und Ausreden für ihn zu finden. Er selbst ist sich keiner Schuld bewusst.

"Seit ich ein erwachsener Mann bin, ist mir aufgefallen, dass ich als eine Bedrohung wahrgenommen werde. Das finde ich lustig. " S.26

In vielerlei Hinsicht entsprechen die beiden Protagonist:innen Klischees: Der kontrollierende Kopfmensch Philip und die freizügige Farina – unsere eigenen Reaktionen auf ihre Handlungen zeigen aber, dass es hier um viel mehr geht, als diese eine konkrete Beziehung, nämlich ein komplexes, patriarchales System, in dem wir alle sozialisiert worden sind.

Lana Lux klare, einfache Sprache schafft binnen weniger Sätze von schmunzelndem Wortwitz zu eiskaltem Entsetzen. Nicht nur deswegen konnte ich das Buch nach wenigen Seiten nicht mehr weglegen. Ohne große Spoiler kann ich meinen einzigen Kritikpunkt eigentlich gar nicht umfassend darlegen. Daher nur kurz: Meiner Meinung legen die Handlungen der Protagonist:innen alle Motive klar und deutlich dar – weitere Erklärungen hätte es nicht bedurft.

Insgesamt eine ganz klare Leseempfehlung, die Missstände schonungslos offen legt.