Rezension

Kurz und schmerzvoll

Gebranntes Kind sucht das Feuer -

Gebranntes Kind sucht das Feuer
von Cordelia Edvardson

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist mir unbegreiflich, das dieses wichtige Zeitzeugenbuch aus der Nazidiktatur von Corderlia Edvardson so viele Jahre nicht lieferbar war und so aus dem Fokus verschwand. Nun gibt es endlich eine Neuauflage - vielleicht gerade zur richtigen Zeit!

In diesem Buch beschreibt sie sehr distanziert zu sich selbst, die die Hauptfigur immer als "das Mädchen" und nie in der Ich-Form tituliert, ihre Zeit zwischen 1933 und ihrer Befreiung aus dem KZ. Da sie als Tochter eines jüdischen Vaters und einer "Halbjüdin" als "Dreivierteljüdin" galt, wurde sie von ihrer Schule entfernt, interniert und schließlich nach Theresienstadt und später nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte nur knapp und wohnte später in Schweden und Israel.

Besonders entsetzt war ich über das Verhalten der Mutter Elisabeth Langgässer, die damals eine bekannte katholischen Schriftstellerin war. Ohne zu zögern lässt sie ihre Tochter deportieren, obwohl sie sicher weiß, was auf das Kind zukommt. Nach dem Sieg über Hitlerdeutschland ist sie sich auch nicht zu fein, um ihre Tochter in Schweden um Hilfspakete anzubetteln und ihre Geschichte schriftstellereisch "auszuschlachten". Sie ist zu Recht heute fast vergessen.

Das Buch ist seiner Nüchternheit und Distanz besonders eindringlich. Cordelia Edvardson will kein Mitleid, sie berichtet die Tatsachen und die Leserschaft muss selbst die Schlüsse daraus ziehen. "Jiskor! Erinnere dich!" Das ist das kurze, aber eindringliche Fazit aus diesem Buch. Wir dürfen das Geschehen niemals vergessen und müssen uns gegen Faschismus, Antisemitismus und Rassismus jeden Tag neu auflehnen.

Das Nachwort von Daniel Kehlmann ordnet das Buch in einen größeren Kontext ein und ist hilfreich.

Auch wenn das Buch nicht ganz einfach zu lesen ist, sollte man es doch als Schullektüre empfehlen.