Rezension

Märchen für Erwachsene

Die Bibliothek im Nebel -

Die Bibliothek im Nebel
von Kai Meyer

Wieder hat Kai Meyer es geschafft, mich regelrecht in die Handlung seines Buches hineinzuziehen, völlig in ihr abzutauchen und mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich liebe die geheimnisvolle Atmosphäre, die er in seinen Büchern kreiert. Dass sich die Puzzleteile der Geschichte Kapitel um Kapitel zusammensetzen, das Geschehen auf mehreren Zeitebenen zu einem großen Ganzen zusammenläuft. Krimi, Familiensaga, Liebes- und Freundschaftsgeschichte, Abenteuerroman … - das Buch vereint alles in einem. Für mich erschafft Kai Meyer mit viel Raffinesse wundervolle Märchen für Erwachsene, in denen Realität und Fiktion gekonnt miteinander zu verschmelzen scheinen.

Kai Meyer schafft es, seine Protagonisten geradezu „zum Leben zu erwecken“. Sie sind so authentisch, so nahbar, so menschlich – mit all ihren Päckchen, die sie zu tragen haben, ihren Eigenarten, ihren Fehlern, ihrer Sehnsucht und ihrem großen Herzen. Einzig und allein Mara konnte ich in „Die Bibliothek im Nebel“ nicht richtig greifen, aber dieses Gefühl war aufgrund der Handlung nicht unbedingt verwunderlich oder gar hinderlich, ganz im Gegenteil.

Was mir an diesem Buch und auch schon so an „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ (übrigens eines meiner Lieblingsbücher 2023) gefallen hat, ist die Liebe zu Büchern, die in nahezu jeder Zeile hervorsticht. Kai Meyer gelingt es, eine geheimnisvolle Welt der Literatur zu erschaffen, die faszinierend und spannend zugleich ist. Wobei diesmal die Spannung im Vergleich zu „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ deutlich später hinzukam. Einer der Gründe, warum es für mich dann doch nicht ganz an das Vorgänger-Werk herankommt. Ein weiterer Punkt wäre für mich noch, dass in vielen Handlungssträngen jeweils ein literarischer Aspekt (die Bibliothek im Nebel, das Manuskript, das Artur schmuggelt) sehr wichtig zu sein scheint, diese aber am Ende eher zu Nichtigkeiten werden. Das ließ mich etwas ratlos zurück.

Danke übrigens für den Epilog, der mir ein breites Grinsen aufs Gesicht gezaubert hat. Ich muss zugeben, bei mir ist der Groschen erst auf diesen Seiten gefallen. Aber es passte total!