Rezension

Mitreißende Erzählung

Ab heute heiße ich Margo
von Cora Stephan

Bewertet mit 5 Sternen

Margo weiß genau was sie will und lässt sich von niemandem in ihre Zukunft reinreden. Deshalb geht sie auch von der Schule ab und sucht sich eine Lehrstelle bei Photo-Werner. Das ist in den Dreißigerjahren im eher beschaulichen Stendal noch nicht alltäglich, doch Margo zerstreut die Bedenken der Eltern, setzt sich durch und geht ihren Weg. Margo ist ehrgeizig und lernt schnell. Fasziniert beobachtet sie das lebhafte Treiben im Photo-Atelier. Dort lernt sie auch Helene kennen. Die junge Frau ist Fotografin  und hat schon einiges erlebt. Die beiden freunden sich ein wenig an und ahnen nicht, dass das Schicksal ihre Lebensfäden untrennbar miteinander verknüpfen wird. Denn sie lieben denselben Mann und werden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges von den Ereignissen förmlich mitgerissen. Zwei starke Frauen, denen das Schicksal ganz unterschiedlich mitspielt, verbindet ein tragisches Geheimnis, das sich wie ein roter Faden durch ihr Leben ziehen wird....

"Ab heute heiße ich Margo" erzählt die Geschichte von Margarete Hegewald, die sich später nur noch Margo nennen lässt, Helene Pinkus, Henri Seliger und Alard von Sedlitz.  Diese vier jungen Menschen werden durch das Schicksal untrennbar miteinander verbunden. Die Erzählung umfasst die Zeitspanne von 1936 bis 2000, wobei sie in drei große Hauptteile unterteilt ist, die wiederum in kleinere Abschnitte gegliedert sind. Im Zentrum der Ereignisse steht Margo und deshalb betrachtet man den größten Teil der Handlung aus ihrer Perspektive. Allerdings gibt es auch Abschnitte, in denen der Fokus auf den anderen Hauptprotagonisten ruht. Eine Orientierung fällt leicht, da die jeweiligen Perspektiven mit dem Namen des Protagonisten versehen ist, der gerade im Mittelpunkt steht. Tagebucheinträge und Briefe liefern weitere Informationen.

Der Einstieg in den Roman gelingt mühelos, da Cora Stephan so lebendig schreibt, dass man  die jeweiligen Handlungsorte und die zugehörigen Akteure beim Lesen sofort vor Augen hat. Man kann dadurch in die Erzählung eintauchen und regelrecht darin versinken. Bereits nach wenigen Seiten folgt man gebannt den Schilderungen und wird von den Ereignissen und Schicksalsschlägen förmlich mitgerissen. Die Charaktere wirken sehr menschlich und deshalb sind sie auch nicht ohne Fehler. Sie handeln nach ihren eigenen Wertvorstellungen und müssen mit den Konsequenzen leben. Dadurch schließt man sie aber dennoch ins Herz und fiebert regelrecht mit ihnen mit. Liebe, Neid, Verrat, Intrigen und Lügen, führen dazu, dass Margo, Helene, Henri und Alard ihr ganzes Leben lang miteinander verbunden sein werden.

Obwohl der Roman recht umfangreich ist, liest er sich quasi von allein. Denn das gemeinsame Schicksal, das besonders die beiden Frau Margo und Helene betrifft, wird durchgehend interessant geschildert. Eine verträumte Liebesgeschichte mit vorhersehbarem Ausgang, braucht man hier nicht zu befürchten. Denn dieses Buch hat viel mehr zu bieten und übt eine regelrechte Sogwirkung aus. Man ist erst zufrieden, wenn man die letzte Seite gelesen und das Buch zusammengeklappt hat. Das Ende verläuft nicht so, wie man sich das vielleicht erhofft, doch im Leben geht es ja auch nicht nach Wunsch und deshalb ist es durchaus realistisch und eigentlich noch als zusätzlicher Pluspunkt zu werten.

Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und mochte das Buch bereits nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand legen. Margo und Helenes Schicksal hat mich berührt und ganz gefangen genommen. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!