Rezension

Mord auf Bayrisch

Hendlmord - Ida Ding

Hendlmord
von Ida Ding

Bewertet mit 5 Sternen

In Pöcking, einem kleinen Ort am Starnberger See fängt der Tag für Muck Halbritter böse an. Als Muck am frühen Morgen nach seinen Augsburgern sieht findet er nur noch die abgetrennten Beine vom Hahn auf, von den Hühnern weit und breit keine Spur. So schlimm wie der Tag anfängt geht es weiter, als Muck in den Ort fährt ist der Hendlwagen von seinem Freund Wickerl noch geschlossen, merkwürdig. Muck verschafft sich durch eine kleine Tür Zutritt und sieht seinen Spezi tot im Wagen liegen, mit den eigenen Hendl-Grillspießen durchbohrt.  Wer tut dem Wickerl so was an und warum? Ein Glück ist Mucks Frau Sophie von der Drogenfahndung grad zur Mordkommission gewechselt, Sophie wird es schon richten.
 
Ida Ding hat in "Hendlmord" die Atmosphäre in dem kleinen Ort Pöcking perfekt eingefangen. Das beschauliche Dorfleben erlebt man mit, die Charaktere sind allesamt schrullig wie auch einmalig und fast alle auch sehr liebenswert. Muck kommt sympathisch verplant, manchmal ein wenig vertrottelt rüber,  mit der modernen Technik hat er es nicht wirklich, er ist der rauhe Naturbursche. Seine Sophie steht mit beiden Beinen fest im Leben, die kleine Tochter Emma macht Vorhersagen die ab und an eintreffen und der pubiertierende Sohn Emil erlebt seine erste Romanze. Zur Familie gehören noch der Schwiegervater Fidl, eine Schafherde und einige Ziegen. Eine wichtige Rolle spielt der Altenclub "Gemeinsam Dabeisein" der aus urbayrischen Originalen besteht. Auch die übrigen Dorfbewohner, die eine größere Rolle spielen sind detailliert beschrieben und strahlen bayrischen Charme aus. Die ländliche Idylle wird durch den Mord massiv gestört und Muck beginnt auf seine ganz eigene verquere Weise sich Gedanken zu machen und Informationen zu sammeln um den Mord an seinen Hühnern und am Wickerl aufzuklären. Wobei das Informationen sammeln ganz nebenbei passiert, da er jeden im Dorf kennt und jeder der Leute gerne ratscht. Dass der Dorffunk nicht immer von Vorteil ist merkt Muck am eigenen Leib, als er wegen des Mordes am Wickerl kurzzeitig verhaftet wird und er von den Dörflern danach geschnitten wird. Keiner will mehr was mit ihm zu tun haben, bis die Sache geklärt ist, nur die Gemeinsam Dabeiseier halten zu ihm. Wissen die älteren Herrschaften mehr als sie zugeben?
 
Das Lesen hat mir viel Spaß gemacht, der Krimi trifft genau die richtige Mischung aus Spannung und Humor, der bayrische Dialekt liest sich dank des Glossars am Ende des Buchs auch für Nichtkenner locker weg. Ich habe schon lange kein Buch mehr mit so liebevoll gezeichneten Charakteren gelesen, der Muck und die Dörfler sind mir richtig ans Herz gewachsen und die kleinen Illustrationen runden die Geschichte perfekt ab.

 
Fazit: Ein Schmankerl für Fans von (bayrischen) Lokalkrimis, unbedingt lesen.