Rezension

Naajaa...

Der Federmann - Max Bentow

Der Federmann
von Max Bentow

Obwohl ich ja eigentlich ein Angstkaninchen bin, habe ich im Moment eine Krimi- und Thrillerphase, grusle mich ganz gewaltig – und finde es schön! :)

Natürlich gibt es gut und nicht so gute Bücher. Der Federmann von Max Bentow lag für mich irgendwo dazwischen.

„ER TÖTET VÖGEL – UND FRAUEN MIT BLONDEM HAAR. NIEMAND KENNT SEIN GESICHT. AUßER EINEM KLEINEN MÄDCHEN.

Als der Berliner Kommissar Nils Trojan an den Schauplatz eines Mordes gerufen wird, erwartet ihr eine grausame Inszenierung: Der jungen Frau wurden die Haare abgeschnitten, ein zerfetzter Vogel ist auf ihrem Körper platziert. Trojan und sein Team sind entsetzt, doch noch während sie die ersten Ermittlungen einleiten, ereignet sich ein zweiter Mord: wieder hatte das Opfer lange blonde Haare, und wieder hinterlässt der Federmann einen makabren Gruß in Gestalt eines toten Vogels. Unterstützt von der Psychologin Jana Michels macht sich Trojan an die Lösung des Falls – und befindet sich unvermittelt auf einer Reise in die tiefsten Abgründe einer kranken Seele.“

(Rückentext)

„Das Leben des Berliner Kommissars Nils Trojan befindet sich in einer schwierigen Phase. Er ist geschieden, hat eine Tochter, die er viel zu selten sieht, und sucht eine Psychologin wegen Panikattacken auf – heimlich, denn Schwäche darf er keine zeigen bei seiner Arbeit als Mordkommissar. Als er eines Morgens eine Wohnung in Berlin Kreuzberg betritt, sockt ihm der Atem: Eine junge Frau ist grausam hingerichtet worden, ihr wurden die Haare abgeschnitten, ein toter federloser Vogel liegt am Schauplatz. Trojan hat kaum Zeit, sich ein Bild zu machen, da schlägt der Federmann wieder zu – wieder trifft es eine junge Frau mit langem blondem Haar. Lene, die kleine Tochter des Opfers, verschwindet plötzlich und hinterlässt abgesehen von einem toten Vogel keine Spur. Und nachdem Trojan durch einen Zufall im Fernsehen zu der Mordserie Stellung nehmen muss, gerät er selber ins Visier des Federmanns. Trojan ist ratlos und hat Angst. Der Federmann jagt die Mordkommission vor sich her, die Stadt ist in Aufruhr, es muss etwas geschehen…“

(Klappentext)

 

Also zuerst einmal, bevor ich überhaupt etwas zum Buch an sich sage: Haben die Verfasser des Klappen- bzw. Rückentexts das Buch überhaupt gelesen? *hmpf*

Es ist ja richtig, dass solche Kurztexte nur einen ersten Einblick in die Geschichte geben sollen, anstatt sie gleich ganz zu erzählen. Aber hier sind (wenn man denn die Story kennt, bzw. das Buch gelesen hat) so viele gravierende Fehler enthalten, dass es weh tut.

Aber gut… „Der Federmann“ von Max Bentow handelt von einem Mörder, der junge, blonde Frauen ermordet, ihnen die Haare abschneidet, diese mitnimmt und am Tatort einen toten, gerupften Vogel hinterlässt.

Hauptakteur des Buches ist der Kommissar Nils Trojan. Der Mitt-Vierziger ist wegen Angstzuständen bei der Psychologin Jana Michels in Behandlung und hat noch immer schwer an der Scheidung von seiner Frau zu tragen. Alles in allem war mir Trojan durchaus nicht unsympathisch, blieb für mich aber genau wie Jana Michels leider recht farblos. Man erfährt so gut wie nichts über die Gründe seiner Panikattacken und trotz einer langsam aufkeimenden Beziehung zwischen Trojan und Michels fehlte mir einfach Persönlichkeit und Hintergrund.

Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, auch wenn ich einige Abstriche machen muss. Wie es sich für einen guten Thriller (hab ich mal irgendwo aufgeschnappt, ich als Angstkaninchen hab ja kaum Kenntnisse darüber) gehört, werden im Laufe der Story viele Spekulationen über die Identität des Täters angestellt und die Ermittlungen deuten zeitweise auch mal auf verschiedene Tatverdächtige hin. Bis zum Ende hin war absolut nicht erkennbar, wer der Täter sein würde. Das finde ich gar nicht verkehrt, nur fühlte ich mich als Leser meiner Entdeckung bzw. des Prozesses des Herausfindens beraubt. Ich persönlich mag es, wenn mich ein Buch fordert, mir Hinweise und Fährten legt, denen ich folgen kann, die ich entschlüsseln muss, die mir Aha-Erlebnisse geben. Nichts von dem ist hier der Fall. Zum eigentlichen Täter werden nämlich überhaupt keine Fährten gelegt und es ist dem Leser schlicht unmöglich, den Mörder selber zu enttarnen. Die einen mögen nun sagen, dass das ein brillanter Schachzug Bentows war – für mich wirkte es eher wie ein verzweifelter Versuch einen anderen finalen Gegner aus dem Hut zu zaubern, nachdem es mit dem eigentlich geplanten Charakter nicht so recht geklappt hat.

Trotzdem muss ich sagen, dass die Psychospiele des Täters und die Tatortbeschreibungen sowie Ermittlungen wirklich spannend und interessant waren, was dazu führte, dass ich das Buch innerhalb weniger Tage gelesen hatte.

Ein weiterer Minuspunkt war für mich allerdings das Finale. Trojan fährt im Buch zwar regelmäßig Fahrrad, was er auf den letzten Seiten aber á la Bond-Manier und Superman-Fähigkeiten meistert, ist einfach lächerlich. Nachdem dreiviertel des Buches eher Gehirnakrobatik und kriminalistische Ausdauer verlangten, wirkt es hier wie „Huch, das Buch ist ja gleich zu Ende“ – als hätte man krampfhaft versucht, noch einmal ganz viel Action und meisterhafte, körperliche Fähigkeiten einzubauen, die dem Helden vorher abgingen.

Alles in allem ist das Buch ein nettes Einmal-Erlebnis und sorgt für einen spannendes Wochenende – ich für meinen Teil bin jedoch froh, dass ich mir das Buch „nur“ aus der Bibliothek ausgeliehen hatte. Des Weiteren ist „Der Federmann“ der Auftakt einer Serie, den zweiten Teil habe ich ebenfalls bereits gelesen und werde ihn demnächst rezensieren. Für mich ist mit Max Bentow und Herrn Trojan nach dem zweiten Band allerdings Schluss, da mich auch dieser nicht so recht überzeugen mochte.

Das Buch ist beim Goldmann Verlag mit der ISBN 978-3-442-20393-2 erschienen und kann dort für 8,99€ gekauft werden.