Rezension

Ohne Klischees!

Vielleicht mag ich dich morgen - Mhairi McFarlane

Vielleicht mag ich dich morgen
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 5 Sternen

Worum es geht: 
Wiedersehen macht nicht immer Freude. Schon gar nicht Anna, die nach 16 Jahren beim Klassentreffen mit genau jenem Typen konfrontiert wird, der sie damals vor der ganzen Schule gedemütigt hat. Damals, als sie noch die ängstliche, dicke und ständig gehänselte Aureliana war. Wie wenig sie heute als schöne und begehrenswerte Frau mit dem Mädchen von einst gemein hat, wird klar, als James sie nicht erkennt. Wegen der Arbeit gezwungen zusammen zu arbeiten wartet Anna auf eine Entschuldigung, und hofft gleichzeitig dass er sie nie erkennt, denn so langsam bahnt sich eine Freundschaft an...
- Ich wollte den Klappentext von Droemer Knaur übernehmen musste allerdings feststellen dass dieser viele Unstimmigkeiten mit dem Buch hat, sodass ich dies hier ausgebessert habe. http://www.droemer-knaur.de/buch/8003253/vielleicht-mag-ich-dich-morgen
“‘I’m single, and internet dating.’ Anna winced.
‘Oh boy, really? I might take your advice on that at some point.’ James rubbed his neck. ‘Have you had much luck with it?’
‘You know when they embalm people, and they drain all bodily fluid out of them first? It’s like that, but with hope.’”

Meine Meinung: 
"Dickes Mädchen wird dünn und will es allen zeigen" ist eine bekannte Geschichte. Wenn sie dann noch ihren Schulschwarm wieder trifft, der nicht gerade nett zu ihr war, könnte man meinen zu wissen was kommt.
McFarlane nimmt die allseits bekannten Elemente und macht etwas sehr Charmantes und unvorsehbares daraus. Bis zuletzt weiß man nicht wie sich das Ende nun gestalten wird. Die im original Klappentext erwähnte Rache und das Heimzahlen ist nicht vorhanden, da hat jemand das Buch nicht ganz gelesen und ist seinen Klischeeerwartungen auf den Leim gegangen. Anna will nichts mit James zu tun haben und ist Arbeitsbedingt gezwungen ihn zu ertragen. Dies führt zu schönen Zickereien auf beiden Seiten. Natürlich merken beide schnell, dass sie eigentlich gut klarkommen aber eine Jugend lang gehänsel zu werden macht nicht gerade offenherzig für den Auslöser ihres größten Traumas. Zu keinem Moment denkt Anna "Dem werd ich es zeigen. Ich werde mich rächen!" sondern eher "Wann ist das hier vorbei und ich muss ihn nie wieder sehen. Hoffentlich erkennt er mich nicht."
Auch die Klischeeliebesgeschichte fehlt hier da James in einer frischen Trennung lebt und seine Frau liebt, diese nicht verlieren will und daher das Buch über versucht diese wieder zurückzugewinnen.
Die Figuren, allen voran James und Laurence fand ich erfrischend echt. Jeder hat seine Macken und keiner wird als Perfekt dargestellt. James, der Schulschwarm kriegt Tiefe und Ecken und Kanten. Hier gibt es kein Schwarz und Weiß, das Buch ist eine aquarellierte Grauzone.
McFarlanes Humor, bereits in ihrem ersten Roman ein Highlight, hat sich ausgebaut und mich hier mehr als einmal zum lachen gebracht. Die eingestreuten kulturellen Referenzen sind passend platziert.

"All you had to do was ... nothing. And you couldn't even do that."
Positiv: 
- Der langsame Aufbau der Freundschaft zwischen Anna und James
- echte und vielschichtige Figuren
- keine vorsehbaren Klischees
Negativ: 
- bisschen viel Weight Watchers Werbung ( Geschmacksache, wird einigen vielleicht gar nicht auffallen)