Rezension

Ruhige, langsame Töne - mir hat das sehr gefallen

Ich träumte von einer Bestie -

Ich träumte von einer Bestie
von Nina Blazon

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wer hier einen rasanten, actiongeladenen Fantasy-Roman erwartet,  hat das falsche Buch zur Hand genommen. Nina Blazon erzählt ihre Geschichte in leisen, ruhigen, melancholischen Tönen und Farben. Dadurch wirkt das Ganze manchmal sehr verlangsamt und ich gebe auch zu, das ich etwas brauchte, um mich nicht nur in die Geschichte zu finden, sondern auch mit ihr warm zu werden. 

So richtig wusste ich nämlich nicht, was mir die Autorin genau erzählen will. 
Nina Blazon gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, es ist also schon so, das mir der Schreibstil sofort gefiel und ich in gewisser Weise auch schnell in die Geschichte eingetaucht bin. Trotzdem war es an manchen Stellen sperrig und "Ich träumte von einer Bestie" hat sich ein bisschen gesträubt. Doch wenn man sich auf die Art der Erzählweise einlässt und akzeptiert, kann man auch diese Langsamkeit genießen. So ging es mir zumindest. Keine überschwängliche Spannung bis zur letzten Seite, aber trotzdem die Suche nach einem Familiengeheimnis, nach Spuren der sogenannten Bestie von Gévaudan, aber auch nach den Spuren in Fleurs Leben. Fleur blieb mir auf gewisse Weise seltsam fremd. Auch dann, als ich immer mehr über sie erfahren habe. Das passt einerseits zu ihrer Zurückhaltung gegenüber Menschen im allgemeinen, ihrem Misstrauen und der Angst, zu viel preis zu geben. Manchmal hat mich aber dann ihre Entwicklung gegenüber bestimmten Figuren nicht überzeugt, weil ich finde, da sie zu einer andren Figur eine glaubwürdigere Verbindung aufgebaut hatte. Generell hat es mich denke ich ein klein wenig gestört, das so auf Teufel komm heraus, eine romantische Entwicklung eingebaut wurde. Das passte für mich persönlich nicht so richtig zu Fleur, aber auch nicht so wirklich in die Handlung. 
Dafür mochte ich viele andere Teile so so gerne. Vor allem die Atmosphäre, die so Düster daherkommt an einigen Stellen, ohne deprimierend zu sein. Im Gegenteil, ich habe sie in mir aufgesogen und so genossen, das es zu all den geheimnissen passt, die Fleur aufdecken möchte. Dabei ist sie vor allem auch auf der Suche nach der Verbindung zu dem Teil ihrer Familie, der sie selbst eher abgelehnt hat. Ich mochte das Geflecht als Figuren, das Blazon hier um Fleur herum entspinnt und obwohl man über manche nur wenig erfährt, wirkten sie alle so lebendigt und glaubwürdig. Ich hatte die Ganze Zeit das Gefühl wirklich mit vor Ort zu sein und selbst Fleur zu sein. Nicht nur eine Beobachterin. Und ja, das ist passiert obwohl ich ihr nicht nahe kommen konnte . Ich denke das lag eben an den Beschreibungen der Orte, meinem eigenen Interesse an den Hintergründen der Mythen rund um die Bestie von Gévaudan, die auch gerade deshalb so spannend sind, weil man nicht genau weiß, was damals wirklich dahinter steckte. 
Das Ende lässt mich ehrlicherweise auch nicht so hundertprozentig zufrieden zurück. Ich denke ich hätte mir einfach eine andere Entwicklung gewünscht, manche Fragen sind mir zu offen geblieben. Anderes hätte noch mehr beleuchtet werden können. Beziehungen fand ich teilweise etwas unglaubwürdig aufgebaut bzw. abgebrochen. Trotzdem, insgesamt hat mir der Roman ein wohliges Gefühl beschert, obwohl ich ihn nicht als Wohlfühllektüre bezeichnen würde.