Rezension

Schaurig-schöner Romantasy-Jugendroman

Liv, Forever, Deutsche Ausgabe - Amy Talkington

Liv, Forever
von Amy Talkington

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Warum hatte ich ihm nicht gesagt, was ich fühlte? Warum war ich ihm ausgewichen, als er mich küssen wollte? Warum hatte ich ihm nicht gesagt, dass ich noch nie jemanden so geliebt hatte?“

INHALT

Eine Liebe für die Ewigkeit …

Liv spürt augenblicklich, dass es im Internat »Wickham Hall« nicht mit rechten Dingen zugeht: Wer oder was verbirgt sich in dem alten Gemäuer? Weiß der scheinbar unnahbare Malcolm etwas darüber? Liv verliebt sich in ihn. Unsterblich. Doch dann wird Liv hinterrücks ermordet. Aber sie ist nicht tot, sondern geistert mit den Seelen vieler anderer verstorbener Mädchen durch die Schule. Ist sie verflucht? Wie lässt sich der Bann brechen? Kann Liv zu Malcolm zurückkehren? Bald stößt sie auf das dunkle Geheimnis von »Wickham Hall« ... (Quelle Beltz & Gelberg)

MEINE MEINUNG

Mit ihrem Jugendroman „Liv Forever“ hat die US-amerikanische Autorin Amy Talkington  ein sehr fesselndes und unterhaltsames Debut voller Romantik, düsterer Geheimnisse, Intrigen, Mystik, Paranormalem und natürlich Gänsehaut vorgelegt. Hierbei ist es der preisgekrönten Drehbuchautorin und Regisseurin auf ungewöhnliche, aber recht abwechslungsreiche Weise gelungen, Elemente aus Thriller, Liebes-, Internats-, Geister- und Gruselgeschichte zu einer mitreißenden und originellen Handlung zu vereinen.

Mit dem altehrwürdigen, 150 Jahre alten Eliteinternat Wickham Hall hat die Autorin das ideale stimmungsvolle Setting für ihr Fantasy-Jugendbuch aufgegriffen, das einfach typisch für derartige Internatsgeschichten in historischen Gemäuern ist. Gekonnt wird eine faszinierend unheilvolle und herrlich gruselige Atmosphäre heraufbeschworen, so dass der Leser schon gespannt auf das Auftauchen von Geistern und übernatürlichen Wesen wartet.

Als die künstlerisch hochbegabte Olivia Bloom ein heißbegehrtes Kunststipendium an der Wickham Hall erhält, kann sie ihr Glück kaum fassen. Zum ersten Mal im Leben hat sie ihr eigenes Atelier mit einer tollen Ausstattung an Materialien - es könnte gar nicht besser laufen, wären da nur nicht diese überheblichen, reichen Mitschüler, die die Regeln an der Schule aufstellen, altmodische Traditionen pflegen und zu einer mysteriösen Geheimgesellschaft gehören. Schon bald freundet sie sich mit dem seltsamen Außenseiter Gabe Nicholls an, der mit seiner übernatürlichen Begabung Geister sehen kann.

Wie viele dieser typisch klischeebehafteten Internatsgeschichten beginnt auch „Liv forever“ mit der klassischen Instant-Love-Story zwischen dem neuen, unbeliebten Mädchen und dem coolen, angesagtesten Typen vom Internat, dem geheimnisvollen, unwiderstehlichen Malcolm Astor. Glücklicherweise nimmt die Handlung aber einen völlig unerwarteten Verlauf nach einer für die Hauptfigur Liv sehr tragischen Wendung. Für den Leser ist dies keine wirkliche Überraschung, da ihre heimtückische Ermordung leider bereits im Klappentext verraten wird. Gemeinsam mit Gabe, der Livs einzige Verbindung zu den Lebenden ist, macht sie sich auf die Suche nach ihrem Mörder und den Hintergründen einer finsteren Verschwörung, die schon einige unschuldige Leben auf Wickham Hall gefordert hat.

Nach der sehr viel versprechenden Ausgangskonstellation bringt die Autorin mit dieser sehr überraschenden Wendung und erstaunlichen Verwicklungen viel frischen Wind, enorme Spannung und eine tolle gruselige Atmosphäre in die Handlung. Völlig überzeugen konnte mich die Umsetzung im weiteren Verlauf allerdings nicht, wirkten doch einige Entwicklungen und Erklärungen nicht ganz nachvollziehbar und logisch, was das tolle Leseerlebnis aber keineswegs schmälert.

Sehr gelungen ist auch die sympathische Hauptfigur Liv, die mit ihrem Faible für Kunst als interessanter und sehr lebendiger Charakter geschildert wird, und mir auf Anhieb mit ihrer unkonventionellen, witzigen und offenen Art gut gefallen hat. Sie bildet einen faszinierenden Kontrast zu den anderen elitären Schülern, denen es vor allem um Geld, Prestige und Macht geht. Leider empfand ich die weiteren Nebenfiguren ausnahmslos blass und recht stereotyp charakterisiert. Gerade bei Malcolm und Gabe hätte ich mir eine etwas tiefgründigere Charakterzeichnung und mehr Einblick in ihre Gedankenwelt und Persönlichkeit gewünscht. Sehr rätselhaft blieb mir auch das Verhalten der Geisterweisen auf dem Campus, über deren tragische Schicksale der Leser in den in die Handlung eingestreuten, kursiv gedruckten Kapiteln einiges erfährt.

Der frische, jugendliche Schreibstil der Autorin liest sich sehr angenehm und flüssig. Vor allem die flotten Anmerkungen der Protagonistin bringen viel Witz, Tempo und Abwechslung in die Geschichte, die mit einem stimmigen und zufriedenstellenden Ausklang endet.

FAZIT

„Liv Forever“ ist ein fesselnder, abwechslungsreicher Roman für Jugendliche ab 14 Jahren -- voller Romantik, düsterer Geheimnisse, Intrigen und Mystik, der mit seiner originellen Handlung und einer herrlich unkonventionellen Hauptfigur zu unterhalten weiß.