Rezension

Seattle bekommt einen Monster-Anwalt

Im Zweifel für das Monster -

Im Zweifel für das Monster
von Royce Buckingham

Bewertet mit 4 Sternen

Anwalt Daniel Becker erfüllt zunächst jedes Klischee: Als karrieregeiler Unsympath glaubt er großkotzig, jeden Fall gewinnen zu können und ignoriert, dass sich Freunde und Familie längst von ihm abgewendet haben. Plötzlich steht ein alter Bekannter aus Kindheitstagen vor dem einsamen Workaholic: Das Monster, welches früher nachts unter dem Bett lauerte, benötigt nun seinen anwaltlichen Beistand, weil es des Mordes beschuldigt wird.

Gleich zu Beginn macht sich Daniel Becker mühelos unbeliebt bei den Lesenden: Scharf auf den Partner-Status einer angesehen Kanzlei teilt er Seitenhiebe auf seine KollegInnen aus, behandelt seinen eifrigen Praktikanten Phil herablassend und wirkt auch ansonsten bissig bis skrupellos. Als sein nächtliches Kindheitstrauma, besagtes Monster unterm Bett, plötzlich vor ihm steht, ahnt Daniel Becker noch nicht, dass dies der Start seiner späteren Karriere als Monsteranwalt ist. Tatsächlich schafft das Monster es, dass Daniel Becker es vor dem für Monster und Geister zuständigen Gericht vertritt. Mit dem Ergebnis, dass kurz darauf nicht nur weitere Wesen der Anderswelt um seine Hilfe bitten sondern er die Aufgabe erhält, den wahren Täter des Mordes zu ermitteln, welchen sein Monster nicht begangen hat. Dass seine eigentliche Anwaltskarriere mehr oder minder darunter zu leiden hat stört Daniel Becker von Tag zu Tag weniger.

Tatsächlich schafft der Autor es, dass der Monsteranwalt in spe auf dem Sympathiebarometer von unterirdisch auf erträglich hochklettert. Dies geht allerdings in langsamen Schritten voran und gewisse Zänkeleien mit seiner Ex-Frau empfand ich da doch eher als anstrengend. Mein erstes Highlight war das Monstergericht, welches Beckers Überheblichkeit das erste Mal den Wind aus den Segeln nimmt. Ebenso bringen die weiteren Klienten der besonderen Art eine gewisse Unterhaltung mit sich. Doch das Highlight ist, wie Becker sich nach und nach dazu durchringt, mit seinem Praktikanten Phil sowie der Privatermittlerin Martina als Team in Sachen Mordfall zusammen zu arbeiten. Und darüber seine eigentlichen Karrierepläne das erste Mal an zweiter Stelle stehen.

Der erste Band rund um Seattles Monsteranwalt Daniel Becker zieht sich zunächst ein wenig, wobei der Unterhaltungswert sich diametral zur Arroganz des Protagonisten verhält: Je weiter man liest, desto unterhaltsamer wird es.