Rezension

sensibel und schön

Lass uns fliegen - Katrin Bongard

Lass uns fliegen
von Katrin Bongard

"Lass uns fliegen" ist wieder einmal eins dieser richtig guten, richtig schönen Büchern "mit Tiefgang" , ein typisches Buch von Katrin Bongard halt, das sich auf sensible Weise auch mit schwierigen Themen befasst und das dennoch ein Wohlfühlbuch ist, das man nicht nur einmal liest, sondern gerne immer wieder einmal in die Hand nimmt. Katrins Protagonisten sind immer irgendwie besondere Menschen, die aus der Masse herausragen oder deren Leben durch irgendein Ereignis aus der Bahn geworfen wurde und die dadurch anders sind. 

Auch Vincent und Paulina gehören dazu. Vincent ist nicht nur jemand, der Bücher liest, die so dick sind, dass man sie nicht in einer Hand halten kann, sondern er kifft, seine Versetzung ist gefährdet und auch sonst ist er in jeder Hinsicht das genaue Gegenstück zu Paulina. Paulina, die Einser-Schülerin, die aus dem ordentlichen Elternhaus, Paulina, die trotzdem kaum weiß, wie sie die Tage überstehen soll und die sehr unter dem Tod ihrer Schwester leidet. 

Als Vincent und Paulina gemeinsam an einem Schreibkurs teilnehmen, stellen sie fest, dass sie gar nicht so alleine sind, auch wenn Vincent unter dem Alkoholismus seines Vaters leidet und Paulina auch unter den psychischen Folgen des Unfall leidet, der ihre Schwester das Leben gekostet hat. Ganz langsam findet eine Annährung statt und die beiden öffnen sich einander, ganz behutsam, ganz vorsichtig, aber auf eine offene und ehrliche Art, die ebenso wie die sensible Weise, mit der diese Themen angesprochen werden, geradezu ein Markenzeichen von Katrin Bongard ist.

Und es sind viele Themen, die hier zur Sprache kommen: Drogen, Alkohol, zerrüttete Familien, den Wunsch, etwas zu erhalten, was schon lange nicht mehr da ist, Depressionen, Trauma, Trauer  - all diese Themen finden sich hier wieder und regen zum Nachdenken an. 

Wie immer finden sich aber auch positive Gegenpole wie etwa die Freundschaft, die sich hier entwickelt und die ebenso wie Vincents Freundschaft zu Hendrik den Umgang mit dem Geschehenen erträglich macht und langsam zur Heilung beiträgt. Ein wenig Verliebtsein und - ja, auch die Liebe zu Büchern, zum Lesen und zum Schreiben, sind natürlich auch wieder mit im Bunde und bilden einen Gegenpol zu allem, was den Protagonisten das Leben schwer macht. 

Mir gefällt auch, dass sich nicht alles plötzlich in Wohlgefallen auflöst, auch wenn sich durchaus viele Hoffnungsschimmer auftun und der Grundtenor des Buches, allen schwierigen Themen zum Trotz sehr positiv ist.

Okay, genug geschwärmt, ich denke, es wird ein kleines bisschen deutlich, dass mich auch dieses Buch von Katrin Bongard wieder wirklich begeistern konnte? Ja? Gut, dann brauche ich auch gar nicht mehr viel schreiben, außer - lest selbst, es lohnt sich!