Rezension

Skurriler Roman über das Schachspiel und einen ganz besonderen Jungen

Schwimmen mit Elefanten - Yoko Ogawa

Schwimmen mit Elefanten
von Yoko Ogawa

Inhalt
Ein kleiner Junge wächst bei seinen Großeltern auf. Bereits bei seiner Geburt waren seine Lippen zusammengewachsen und mussten durch eine Operation getrennt werden. Und auch jetzt spricht er nicht mehr, als irgend nötig. Seine Freunde sind zumeist aus dem Reich der Phantasie. Erst als er einen ehemaligen Busfahrer mit einer Vorliebe für Süßes und das Schachspielen kennenlernt, ändert sich dies. Als der Busfahrer stirbt, beschließt der Junge, dass es besser ist, nicht zu wachsen. Er befürchtet nicht mehr unter das Schachbrett zu passen – eine Position von der aus er sich am besten auf das Spiel konzentrieren kann. Genau das wird sein weiteres Leben bestimmen. Er wird, so klein wie er ist, in eine Puppe klettern und als Schachapparat gegen Menschen spielen. In einem unterirdischen Schwimmbad, dem Schachklub des Grunde des Meeres. Doch dann kommt es zu einem Zwischenfall der alles verändert

Meine Meinung
Yoko Ogawa hat mit ihrem Roman "Schwimmen mit Elefanten" ein Buch rund um das Schachspiel geschrieben.  Die japanische Autorin hat mit dem Schachspiel eine Metapher gefunden, die ihr Held sich wie eine Art Schutzhaut überzieht. Der kleine Junge hat eine Vorliebe für geschlossene, schützende Räume, schläft in einem Alkoven und erlernt das Schachspielen von einem dicken Mann – dem Meister – der in einem ausrangierten Bus haust. Zwischen den einzelnen Spielzügen zieht es ihn immer wieder unter den Tisch, wo er sich am besten konzentrieren kann. Diese Regelwidrigkeit verhindert sogar seine Aufnahme in den Schachclub der Stadt, aber der Junge macht dennoch Karriere im geheimen "Klub am Grunde des Meeres", in dem er im Inneren einer Schachpuppe sitzt.

Yoko Ogawa hat eigentlich einen sehr schönen – stellenweise märchenhaft anmutenden – Roman vorgelegt, der jedoch manchmal zu versessen darauf ist, ein wohliges Gefühl und verträumte Bilder zu erschaffen. Sie vergleicht Schach mit Poesie und das in Dauerschleife. Damit strapaziert sie die Nerven des Lesers mit ihren zahlreichen Wiederholungen, sodass sich die bezweckte Wirkung nicht entfalten kann.

Die Hauptfiguren im Buch sind gekennzeichnet durch ihre Freundlichkeit und Außenseiterrollen. Der scheue Junge ist liebenswert skizziert und bleibt über den gesamten Verlauf ein Sympathieträger, so wie auch die anderen Charaktere, die ähnlich konzipiert sind. Die Personen entwickeln sich jedoch sehr langsam und der Autorin gelingt es nur selten den Leser zu überraschen.

Trotz der Kritikpunkte ist es von der Grundidee ein schönes Buch, welches mich jedoch nicht gänzlich zu überzeugen wusste. Sicherlich auch, weil ich selber nicht Schach spiele und mit den beschriebenen Partien nur wenig anfangen konnte.

Fazit
"Schwimmen mit Elefanten" ist das perfekte Buch für Schachliebhaber und Liebhaber des Skurrilen. Mich konnte es leider nicht restlos überzeugen.