Rezension

Ein Schachmärchen

Schwimmen mit Elefanten - Yoko Ogawa

Schwimmen mit Elefanten
von Yoko Ogawa

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Schach. Man muss dabei versuchen, den König seines Gegners zu Fall zu bringen. Es ist ein Abenteuer, bei dem man in ein aus 64 Feldern bestehendes Meer eintaucht. Ein Meer, in dem Elefanten baden.“

Ein kleiner Junge hat keine Freunde. Außer der Erinnerung an einen toten Elefanten, der auf einem Kaufhausdach lebte. Außer der Vorstellung eines Mädchens, das in dem Häuserspalt neben ihm wohnt. Doch eines Tages macht er Bekanntschaft mit einem ehemaligen Busfahrer, der ihm zum Freund und Meister wird. Mit ihm entdeckt er die Weiten und die Schönheit des Schachs. Diese 64 Felder verändern das Leben des Jungen.

Yoko Ogawa hat hier ein bezauberndes Schachmärchen geschrieben, das durch ihren poetischen Stil punkten kann. Ganz vorsichtig und behutsam gleitet man hinein in die anmutige Welt der Schachspieler, eine Welt, in der Schweigen eine Tugend ist, eine Welt, in der sich der Charakter eines Menschen auch in seinem Spiel ausdrückt. Unaufgeregt, manchmal regelrecht nüchtern erzählt sie ihre Geschichte, doch trotzdem ist man von ihrem Erzählstil sofort eingefangen.

Leider kann der Inhalt dieses Buches nicht immer mit seinem hervorragenden Erzählstil mithalten, sicher ist die Geschichte sehr anrührend, manchmal auch traurig, doch das reicht nicht um über ihr großes Manko hinwegzusehen: immer wieder werden einige Motive und Bilder aufgegriffen und wiederholt. Mit der Zeit haben sich einige dieser Bilder für mich zu stark abgenutzt, da wäre weniger mehr gewesen. Gerade in der Mitte des Buches schwächelt die Geschichte, die altbekannten Motive werden zum xten Mal aufgeführt, andere mit großem Potential leider gar nicht weiter ausgearbeitet. Der letzte Teil hat mich dann wieder mit der Geschichte versöhnt, trotzdem würde ich behaupten, dass die Autorin es besser gekonnt hätte wie sie beispielsweise mit „Das Geheimnis der Eulerschen Formel“ bewiesen hat.

Fazit: ein berührendes Stück Schachpoesie, das leider inhaltlich etwas schwächelt.