Rezension

Spannend bis zum Schluss

Wenn du mich tötest - Karen Winter

Wenn du mich tötest
von Karen Winter

Bewertet mit 5 Sternen

Als Rucksacktouristen sind die Deutschen Julian und Laura Tahn in den schottischen Highlands am Sandwood Bay unterwegs. Im Küstenort Kinlochbervie meldet Julian seine Frau als vermisst. Sie soll vom Wasserholen nicht in ihr Zelt zurückgekehrt sein. Für den die Ermittlungen führenden, aus der Gegend stammenden Detective Inspector John Gills aus Inverness steht bald fest, dass Julian seine Frau getötet haben muss, nachdem Laura einen wunden Punkt aus der Vergangenheit ihres zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen neigenden Mannes ans Tageslicht gebracht hat. Doch trotz Auffindens einer weiblichen Wasserleiche nehmen Gills akribische Ermittlungen überraschende Wendungen, in deren Rahmen die Eheleute Tahn in  einem völlig neuen Licht dastehen.

Genau wie den Ermittler treibt den Leser während der Lektüre dieses 314 Seiten umfassenden Psychothrillers die Frage um, was sich zwischen Julian und Laura in der einsamen Bucht wirklich abgespielt hat. Ermittler und Leser werden auf falsche Fährten geführt, die Handlung wird geschickt in eine unvorhersehbare Richtung gelenkt. Erst spät und nach mehreren Wendungen löst sich alles auf. Das Ende ist genial und schlüssig gelöst. Die Geschichte stellt sich genau so dar, wie ich es von einem guten Psychothriller erwarte. Interessant sind die Romanfiguren. Julian Tahn gibt ein schwer einschätzbares Bild von sich. Er bestreitet so vehement  einen Mord an seiner Frau, wirkt verletzlich aufgrund eines Problems aus der Vergangenheit, die ihn jetzt einzuholen scheint. Schwer zu beurteilen ist auch, ob er ein liebender oder ein aggressiver, gewalttätiger Ehemann ist. John Gills, der nebenbei ein privates Problem hat, ist in seiner Hartnäckigkeit zu bewundern, mit der er den Fall auch gegen Anordnungen seines Vorgesetzten verfolgt. Er ist ein typischer sturer Highlander.  Apropos Highlands – die Wahl dieses Schauplatzes zeigt wieder einmal gut, wie sich die Autorin von den bei ihren privaten Reisen gewonnenen Eindrücken  inspirieren lässt. Schilderungen zu Natur und Menschen sind gelungen. Der innere Klappendeckel enthält eine Landkarte, auf der sich alles Geschehen gut nachvollziehen lässt. Als angenehm empfinde ich, dass die Geschichte in keinster Weise blutrünstig ist, obwohl es mehrere Leichen gibt.

Ein fesselndes, absolut lesenswertes Buch.