Rezension

Spannend und actionreich, jedoch auch einige Schwächen

Diese eine Woche im November - Michael Wallner

Diese eine Woche im November
von Michael Wallner

Bewertet mit 3 Sternen

„In den Reiseführer heisst es, Venedig sei ein verwunschenes Paradies. Aber Venedig ist auch ein Labyrinth. Deshalb ist Venedig ein Paradies für Diebe.“ (S.7)

Als Julia in Venedig auf Tonio trifft, ist sie fasziniert von dem attraktiven jungen Mann. Während abendlicher Streifzüge zeigt Tonio der schönen Deutschen die verwunschenen Ecken der Lagunenstadt und die beiden kommen sich näher. Ihre Romanze wird jäh gestört, als sie auf die Spuren der Trucidi stoßen, einer geheimen Bruderschaft, die die Stadt vor Hunderten von Jahren regierte. Jetzt ist sie zurück und fordert die Herrschaft über die prunkvollen Palazzi. Julias Vater, ein deutscher Kommissar, ist ihnen bereits auf den Fersen – zu dicht, denn Julia und ihr Vater werden gekidnappt und ihr Leben liegt in den Händen der skrupellosen Gangster. Einzig Tonio kann seine große Liebe noch retten, doch dafür muss er sich dem Großmeister der Bruderschaft stellen...

Meine Meinung

  • Handlung/ Verlauf der Geschichte

Der Anfang der Geschichte ist eigentlich noch ziemlich ruhig. Im ersten Kapitel lernen wir erst einmal Tonio und Pippa kennen und begleiten sie auf ihrer Tour durch die Straßen Venedigs, wo sie versuchen sich mithilfe von Taschendiebstählen über Wasser zu halten. Danach gibt es einen kleinen Perspektivenwechsel und wir treffen auf Julia und ihren Vater, die beide aus Düsseldorf stammen und für eine Woche Urlaub in der Lagunenstadt machen. Das denkt Julia zumindest, doch in Wirklichkeit ist ihr Vater hauptsächlich aus beruflichen Gründen in der Stadt, welche relativ schnell dazu führen, dass die Geschichte ein unglaublich rasantes Tempo entwickelt. Eine Wendung jagt die nächste, es passiert wirklich sehr viel Spannendes. Daneben gibt es einige Geheimnisse zu enträtseln, sowie die eine oder andere Gefahr zu überstehen. Leser, die Abenteuer, Action und Spannung lieben, wird es bestimmt nicht langweilig werden  ;)

Wer jedoch auf eine schöne Liebesgeschichte hofft, so wie es der Klappentext erwarten lässt, wird aus diesem Buch sicherlich ein wenig unbefriedigt herausgehen, denn von großen Gefühlen kann hier definitiv nicht die Rede sein. Bei mir ist  jedenfalls kein Funken übergesprungen.

Dafür war der Schauplatz Venedig einfach nur toll gewählt, da es den Geschehnissen eine stimmungsvolle und geheimnisvolle Atmosphäre geboten hat. Teile und Sehenswürdigkeiten der Stadt wurden natürlich auch erwähnt, sodass man sich wenigstens ansatzweiße vorstellen konnte selbst vor Ort zu sein und durch die Straßen zu laufen, wodurch noch einmal zusätzlich einen ganz besonderen Flair entstanden ist.

  • Schreibstil

Kommen wir nun zu der Ursache, warum ich für meine Verhältnisse so lange für dieses Buch gebraucht habe. Ich konnte mich mit Herr Wallners Schreibstil einfach nicht anfreunden. Er schreibt in sehr kurzen, teilweise abgehackten Sätzen, sodass sich bei mir kein rechter Lesefluss einstellen wollte. Es kam mir vor als würde ich statt einer zusammenhängenden Geschichte eine Aufzählung nach der anderen lesen, worunter in meinen Augen auch die Stimmung gelitten hat. Das hat sich allerdings geändert, als zunehmend Spannung und Action in das Geschehen eingebracht wird. Rasante Wendungen sorgten zudem dafür das die Seiten fast nur noch an mir vorbeigeflogen sind und der mühsame Schreibstil vergessen war.

  • Charaktere

Julia, unsere Protagonistin, die mit ihrem Vater Urlaub in Venedig macht, war mir von Anfang an absolut unsympathisch. Sie hat so eine herablassende und kratzbürstige Art an den Tag gelegt, mit der ich einfach nicht klar gekommen bin. Ich mag es nämlich nicht, wenn sich jemand so verhält, als wäre er etwas besseres (Sorry Tonio, aber ich verstehe wirklich nicht, was dich so an ihr fasziniert!). Diese Haltung hat sich im weiteren Verlauf auch nicht geändert.

Tonio hingegen fand ich richtig toll. Er scheint ein wirklich lieber Kerl zu sein, sodass es mir echt Spaß gemacht hat mit ihm durch Venedig zu streifen. Allerdings muss ich trotz allem sagen, dass er mir wie die anderen Charaktere bis zum Schluss fremd geblieben ist. Ich hätte mir wirklich mehr Tiefgang gewünscht.

Natürlich lernen wir noch ein paar andere Charaktere kennen, aber der Autor hätte wirklich noch mehr auf sie eingehen können. Beispielsweise hätte ich liebend gerne mehr von Pippa, eine Freundin von Tonio, gelesen. Ich mochte sie sehr gerne! Leider war Herr Wallner da anderer Meinung, sodass sie eher im Hintergrund blieb.

Mein Fazit

Der Klappentext hat mich auf der Stelle neugierig gemacht und mich eine schöne romantische, aber auch spannende Geschichte erwarten lassen. Letztendlich konnte mich die Umsetzung leider nicht vollends überzeugen, da es mir durchweg an Tiefe gefehlt hat. Doch auch die versprochene Liebesgeschichte ist mir etwas zu kurz gekommen. Nichtsdestotrotz konnte mich der Autor wenigstens mit seinem schnell ansteigenden Spannungslevel und den vielen unerwarteten Wendungen überzeugen. Wer also mit ein paar Abstrichen leben kann, wird mit „Diese ein Woche im November“ durchaus schöne Lesestunden verbringen können.