Rezension

Spannender Toskana-Krimi

Die Morde von Morcone - Stefan Ulrich

Die Morde von Morcone
von Stefan Ulrich

Bewertet mit 4 Sternen

Der Münchner Anwalt Robert Lichtenwald zieht sich in die Toskana, genauer gesagt in die idyllische Kleinstadt Morcone, zurück, um über sein Leben nachzudenken. Mit seinem Vermieter, dem Conte di Montecivetta, und einen Eigenbrötler, den alle nur den „Philosophen“ nennen, verbringt er viel Zeit. Bei einem der Streifzüge durch die Weinberge entdecken Lichtenwald und der Conte eine Leiche, die sich bei näherem Hinsehen als Hermaphrodit entpuppt. Dass der Leiche der Buchstabe „L“ eingeritzt worden ist, sorgt bei den herbei gerufenen Carabinieri für Stirnrunzeln. Man ermittelt in alle Richtungen. Dann wird am nächsten Montag die nächste Leiche gefunden – diesmal ziert ein „A“ den Körper, eine Woche später – die nächste Leiche, diesmal mit „G“ gekennzeichnet.
Handelt es sich hier um einen Serientäter? Wer spielt hier Scrabble mit der Polizei?

Die Moroconesi sind beunruhigt. Giada, eine zornige junge Frau und(Teilzeit)Journalistin geht der Sache nach und schürt mit reißerischen Artikeln die Ängste der Bevölkerung.
Als ihr Freund Antonio, der gerne faschistische Reden schwingt, unter Verdacht gerät und verhaftet wird, bittet sie Lichtenwald um Hilfe.
Gemeinsam kommen sie dem Mörder gefährlich nahe und in höchste Lebensgefahr.

Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu überführen und unschädlich zu machen?

Meine Meinung:

Der Autor verwendet eine flüssige und bildhafte Sprache, die sich gut lesen lässt und dem Krimi einen hohen Spannungsbogen verleiht. Geschickt wird der Perspektivenwechsel inszeniert. Wir erfahren einiges über den Mörder.

Auf Grund des Buchstabenpuzzles und einiger scheinbar nebenbei eingestreuten Hinweisen habe ich für mich den Mörder frühzeitig entlarvt, was aber der Spannung nicht geschadet hat. Denn, haben Giada und Robert dieselben Ideen wie ich? Die Motive sind grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings habe ich mit Fanatikern aller Couleurs so mein persönliches Problem.

Die Charaktere haben Ecken und Kanten. Lichtenwald kann sich (noch) nicht entscheiden ob er sich zu Giada hingezogen fühlt oder nicht und macht das, was er bis zur Perfektion beherrscht: er flüchtet. Diesmal in die umgekehrte Richtung, nämlich zurück nach München.

Giada verkörpert die Generation junger Frauen, die ein wenig über die Stränge schlagen und wenn es sein muss, ihr Leben und das ihrer Lieben straff in die Hand nehmen.

Über die Donatella Lagraná, die Carabinieri-Offizierin, hätte ich mir mehr Information gewünscht. Aber, das kann ja in einer (angekündigten) Fortsetzung durchaus möglich sein.

Fazit:

Ein durchaus solider Krimi, bei dem noch ein wenig Luft nach oben ist. Vier Sterne