Rezension

Spionage par excellence - der beste Krimi des Jahres

Intrige - Robert Harris

Intrige
von Robert Harris

Bewertet mit 5 Sternen

Der Titel ist sowohl Krimi, wie auch Spionageroman, historischer Roman und fast auch ein zeitgeschichtliches Dokument; naja, oder zumindest verweist er uns auf zeitgeschichtliche Geschehnisse, mit denen man sich auch heutzutage durchaus auseinandersetzen sollte. Ich weiß nicht, ob dieser Stoff in Frankreich an der Schule durchgenommen wird, mich hätte er aber auf jedenfall an die Schulbank gefesselt.

Der Stoff, den Harris uns hier in Romanform präsentiert, war zu seiner Zeit ein sehr brisanter und ist es wohl auch heute noch. Immerhin wurden erst kürzlich die Dokumente von Regierungsseite zugänglich gemacht (zumindest im Internet).

Es geht hier um die Affäre Dreyfus: Alfred Dreyfus, ein Hauptmann der französischen Armee, ist der Spionage überführt und wird im Jahr 1896 nach monatelanger Einzelhaft öffentlich degradiert und anschließend auf eine Gefängnisinsel in der Karibik verbannt wurde.

Harris erzählt die Geschichte aus  Sicht des Majors (später Oberstleutnants) Picquart, der an der Festsetzung Dreyfus’ beteiligt war und im Zuge der Geschichte und seiner Beförderung zum Leiter der Satistischen Abteilung (des Geheimdienstes) aufsteigt.
Bei der Sichtung der Dokumente und im Gespräch mit seinem Amtsvorgänger und den diversen Informanten fallen ihm immer mehr Ungereimtheiten bei dem Fall auf. Außerdem bekommt er Hinweise, dass es einen weiteren Spion in der Armee gibt.

Er weitet seine Ermittlungen aus, lässt Leute beschatten und hört Botschaftspersonal ab. Mehr und mehr stellen sich die Beweise gegen Dreyfus als haltlos und teilweise sogar als gefälscht heraus. Picquart ahnt den Super-GAU: Dreyfus sitzt unschuldig auf seiner Insel und muss sellische und körperliche Folter ertragen, während der wahre Spion noch immer frei herumläuft.

Doch es kommt noch schlimmer: als Picquart seine Erkenntnisse den Vorgesetzten bekannt macht, wird er abgekanzelt, ja sogar im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt.

Das diese Dinge (fast) alle wirklich passiert sind, macht das Buch umso spannender, auch wenn es sich auch als bloße Kriminalgeschichte schon unglaublich spannend liest. Außerdem kann man die Geschichte auch unter aktuellen Gesichtspunkten lesen, denn auch heute (und wohl leider immer und immer wieder) gibt es Menschen, die eine unliebsame Wahrheit öffentlich machen und dafür geächtet werden, so wie Picquart zu seiner Zeit.

Harris bietet uns eine detailreiche Darstellung der Geheimdienstarbeit von Picquart und seinen Mitarbeitern und ebenso ein beeindruckend plastisches Bild eines Landes bei dem die Armee die treibende und gestaltende Kraft darstellt. Und das war damals offensichtlich in den meisten Ländern (Europas) so.

Definitiv einer meiner Toptitel für das Jahr 2013. Wer noch keinen Harris gelesen hat, sollte schnell damit anfangen und kein Buch eignet sich dazu besser als dieses hier!

Oben erwähnte Seite findet sich übrigens hier: http://www.affairedreyfus.com/ Sehr informativ zum Nacharbeiten des Buches oder während der Lektüre. Allerdings nur auf französisch und englisch. Aber auch die Bilder sind ja was wert, wenn man sich ein Bild der Herren machen möchte.