Rezension

Toller Auftakt

Pechschwarze Hoffnung
von Kyra Dittmann

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Naturkatastrophen und Atomkriege haben die Welt beinahe zerstört. Während sich die Natur regeneriert und die Spuren der Verwüstung allmählich überwuchert, entwickelt sich aus der Kluft zwischen Arm und Reich ein unüberwindbarer Graben. Die Bevölkerung ist gespalten: Die Reichen und die Regierung leben in gesicherten Hot Blood-Bezirken und die armen Parias hausen in den Ruinen außerhalb.
Als die 17-jährige Vella, Tochter des Präsidenten von Narrando, eine politische Zwangsheirat zugewiesen bekommt, flieht sie mit ihrer Dienerin in derselben Nacht aus dem Regierungspalast.
Der 19-jährige Jai, Anführer der Outlaws, einer Rebellengruppe, die sich gegen die skrupellose Regierung auflehnt, befindet sich auf einer nächtlichen Patrouille. Mysteriöse Todesfälle unter den Parias versetzen sie in Aufruhr. Jai hofft, dem Täter auf die Spur zu kommen.
Als sich ihre Wege kreuzen, beginnt eine folgenschwere Verwechslung, ein grausamer Krieg, eine behutsame Freundschaft und eine gefährliche Liebe.

 

Meinung:

Das Buch spielt in der Zukunft, ca. 200 Jahre nach unserer Zeit. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es so nicht mehr. Krieg, Naturkatastrophen und Kontinentalplattenverschiebungen haben das Gesicht der Erde verändert. In Narrando, einem neu entstandenen Land, leben die übrig gebliebenen Menschen aufgeteilt in zwei Schichten, den Hot-Bloods und den Paria. Die Hot-Bloods sind die herrschende Gesellschaft, die Parias müssen sich außerhalb der schützenden Kuppeln behaupten und kämpfen somit jeden Tag auf's Neue ums Überleben. Lebensmittel sind knapp und zuerst den Hot-Bloods überlassen, mit dem Rest müssen sich die Paria zurecht finden.

In dieser Welt lebt Jai, ein Paria, der sich gegen das System auflehnt und eine Rebellengruppe gegründet hat, sowie Vella, die Tochter des Präsidenten aus dem nördlichen Bezirk, die sehr behütet aufgewachsen ist. Jai ist zu anfang ein recht harter Charakter. Er sorgt sich um seine Familie und versucht sie, mit seinen Raubzügen zu unterstützen, um deren Überleben zu sichern. Mit seinem Vater hat er kein gutes Verhältnis, kann er doch nicht verstehen, wieso sein Vater sich die Behandlung der Hot-Bloods gefallen lässt und sich immer so passiv verhält.

Vella dagegen muss sich mit einem lieblosen Vater herumplagen, der sie aus politischen Gründen gegen ihren Willen verheiraten will. Als Vella sich mit ihrem Vater dazu aussprechen möchte, findet sie ein Foto ihrer Mutter, von der bisher nie geredet wurde. Verzweifelt über die Heirat und die Ignoranz ihres Vaters ergreift sie mit ihrer Dienerin die Flucht, um sich auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen.

Dieses Buch ist eine wahnsinnig spannende Geschichte, die sehr viele verschiedene Elemente wie Thriller, Romance und Dystopie gekonnt miteinander vereint. Die beklemmende Zukunftsversion, die hier aufgezeigt wird, ist sehr bildlich und detailliert beschrieben. Auch aktuelles Zeitgeschehen und Problematiken werden hier mit thematisiert. Die Figuren sind wirklich gut und glaubhaft ausgearbeitet, haben einiges an Ecken, Kanten und auch Charakterschwächen. Damit wirken sie unheimlich authentisch. Ich konnte mich sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Die Charakterentwicklungen sind gekonnt umgesetzt. Ist Vella anfangs eine schrecklich verwöhnte und ignorante Person, merkt man im Verlauf des Buches, wie sich ihre Vorurteile und Einstellungen verändern. Auch bei Jai ist die Entwicklung sehr interessant gestaltet. Natürlich gibt es auch Figuren in diesem Buch, die ich nicht mochte, allein von ihrer Stellung und Aufgabe in der Geschichte. Das macht die Geschichte insgesamt sehr rund und spannend.

Die sich anbahnende Beziehung zwischen Vella und Jai fand ich aus sehr schön umgesetzt. Sie wirkt natürlich und zärtlich, ohne kitschig zu werden. Hinzu kommen die Ereignisse rund um die mysteriösen Erkrankungen und Todesfälle der Paria, die mich zu einigen Spekulationen veranlasst haben. Diese werden in diesem Band noch nicht aufgelöst. Es bleibt also spannend und man kann sich schon auf den nächsten Band "Blütenweißer Hass" freuen, der bereits erschienen ist.

Geschrieben ist das Buch aus der dritten Person, mit wechselnder Sichtweise zwischen verschiedenen Protagonisten, darunter Vella, Jai und dem Präsidenten. Der Schreibstil sehr flüssig und fesselnd, ich bin förmlich durch das Buch geflogen und konnte es kaum aus der Hand legen.

 

Fazit:

Ein wahnsinnig guter, intelligenter und spannender Roman, der eine Mischung aus Dystopie, Liebesroman, Thriller und Öko-/Umweltkritik ist. Wer Dystopien gerne liest, kommt um diesen Roman nicht herum kommen.

Von mir gibt es 5 von 5 Punkten.

(Findet meine Rezensionen auch auf meinem Blog: vanessasbuecherecke.wordpress.com)