Rezension

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toller Schreibstil

Drachenläufer - Khaled Hosseini

Drachenläufer
von Khaled Hosseini

Die Rezension enthält einige, jedoch nur sehr kleine Spoiler in Bezug auf das Ende.

Nachdem ich schon sehr viel von diesem Buch gehört habe, schon mehrfach gesagt bekommen habe, ich müsse dieses Buch lesen und auch schon Khaled Hosseinis zweiten Roman, Tausend strahlende Sonnen, gelesen habe, habe ich nun auch endlich „Drachenläufer“ gelesen.

In „Drachenläufer“ erzählt Khaled Hosseini die Geschichte zweier Jungen, Amir und Hassan. Amir lebt mit seinem Vater in einem hübschen Haus in Kabul. Auch Hassan lebt mit seinem Vater in diesem Haus, da sein Vater der Diener von Amirs Vater ist, weswegen die beiden Jungen miteinander aufwachsen und durch eine innige Freundschaft miteinander verbunden sind. Doch eines Tages wird diese Freundschaft von Amir verraten. Viele Jahre später hat sich Afghanistan durch seine politische Lage sehr verändert und Amir erhält die Chance, seinen Verrat von damals wiedergutzumachen.

Khaled Hosseinis Schreibstil ist wunderbar und fühlt sich für mich an, als würde ich warm eingekuschelt irgendwo sitzen und einer alten Geschichte lauschen. Der Autor hat ein tolles Gespür für Worte und konnte mich erneut von seiner schönen Schreibe begeistern. Während mir bei „Tausend strahlende Sonnen“ auch die erzählte Geschichte sehr gut gefallen hat, hat mir „Drachenläufer“ nicht so gut gefallen. Dies liegt vor allem an der Hauptfigur, Amir. Sowohl als Kind wie auch als Erwachsener hat er mich mit seiner überheblichen Selbstgerechtigkeit schrecklich genervt und war mir sehr unsympathisch. An mehreren Stellen fand ich ihn so schlimm, dass ich das Buch am liebsten auf Seite gelegt hätte, da ich von solch fiesen Menschen eigentlich nichts lesen möchte. Dennoch habe ich durchgehalten und das Buch zu Ende gelesen, da mich die Geschichte interessiert hat. Die erzählte Geschichte ist jedoch zum größten Teil sehr vorhersehbar. Ungefähr hundert Seiten vor dem Ende wird dann noch ein Geheimnis gelüftet und spätestens ab hier weiß man einfach, wie die Geschichte enden wird. Hinzu kam dann noch ein Ende, welches in dieser Art völlig unrealistisch ist und auf Grund bürokratischer Hindernisse in dieser Form in der Realität nicht möglich gewesen wäre. Hier hat Khaled Hosseini auf Brechen und Biegen versucht, ein Happy End hinzubiegen, welches die Geschichte große Teile an Glaubwürdigkeit kostet. Dies finde ich sehr schade, denn mit einem anderen Ende wäre die Geschichte authentischer geblieben.

Doch neben der Geschichte von Amir und Hassan erzählt der Autor noch eine zweite Geschichte, nämlich die Geschichte Afghanistans. Und diesen Teil des Buches habe ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen. Viele Dinge sind mir natürlich bekannt, dennoch vermittelt der Autor hier besonders die kleinen Dinge, welche in den Nachrichten gar keinen Platz finden, auf sehr deutliche Art und Weise. Teilweise kam es mir jedoch auch so vor, als würde er sich hier bewusst einigen Klischees bedienen und würde versuchen, diese zwanghaft unterzubringen, auch wenn sie nicht wirklich zur Geschichte passen.  Auch dies finde ich schade, denn ich bin mir sicher, dass es genügend Dinge zu erzählen gibt, ohne sich an Klischees und Pseudo-Zufällen bedienen zu müssen.

Fazit: 

Khald Hosseinis Schreibstil hat mir erneut sehr gut gefallen. Die erzählte Geschichte hingegen konnte mich nicht wirklich in ihren Bann ziehen und ich verstehe diese große Begeisterung, welche viele für dieses Buch hegen, nicht wirklich. Ich bin nur froh, dass ich Hosseinis zweites Werk, welches wirklich toll ist, schon gelesen habe, denn nach diesem Werk hier hätte ich sonst nicht wieder zu einem Buch aus der Feder dieses Autors gegriffen.