Rezension

Beeindruckendes Buch

Drachenläufer - Khaled Hosseini

Drachenläufer
von Khaled Hosseini

Bewertet mit 5 Sternen

Ich muss zugeben, dass ich mich für die Geschichte und das Leben in Afghanistan bislang nicht sonderlich interessiert habe. Ich wusste nicht mal, wo genau ich das Land geografisch hinsortieren sollte, wenn ich ehrlich bin. Natürlich blieben mir die Schlagzeilen rund um den 11. September 2001 nicht verborgen und die Taliban mit ihrem Terror sind mir auch ein vager Begriff, mit dem ich zumindest optisch etwas assoziiere. Aber das war's dann auch schon...bis ich das Buch "Drachenläufer" gelesen habe. 

Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und in seinen Bann gezogen. Einzig die kleine Schriftgröße und der geringe Zeilenabstand bei knapp 380 Seiten war zeitweise etwas anstrengend für die Augen. Aber das hat mich auch nicht abgeschreckt.

Die Geschichte über Amir und Hassan, die gemeinsam aufwachsen als Söhne von Hausherr und Diener, und die sich trotz all ihrer objektiven Unterschiede subjektiv doch sehr ähneln, hat mich tief berührt. Gerade der unterwürfige, demütige Charakter Hassans, der dem seines Vaters Ali in nichts nachkommt und den Erwartungen, die man an Menschen ihres (geringen) Ranges stellt, voll und ganz entspricht, wirft Fragen hinsichtlich ethnischer Unterschiede auf, für die ich persönlich weder eine Rechtfertigung noch eine befriedigende Antwort finde.

Die Unterdrückung von und die Gewalt gegen die Hazara erinnert stark an Hitler und die Juden. Sehr erschreckend fand ich auch, dass sich der Charakter schon bei den Kindern im Umgang miteinander abzeichnet. 

Die Rückkehr Amirs nach Afghanistan zu seinem alten Freund kommt einem als Leser vor wie der Besuch in der "Höhle des Löwen", und man ahnt vorher schon nichts Gutes. Dennoch wird man von dem Ausmaß des Ganzen vor Ort überrascht, und das immer und immer wieder.

Ich bin schwer beeindruckt von dem Buch und muss das Gelesene jetzt erst mal verarbeiten.