Rezension

Überlebensgeschichte dreier starker Frauen

Der Garten der verlorenen Seelen - Nadifa Mohamed

Der Garten der verlorenen Seelen
von Nadifa Mohamed

Inhalt

Nadifa Mohamed erzählt in ihrem Roman von drei Frauen, deren Schicksal miteinander verknüpft ist. Filsan ist Soldatin und Idealistin. Sie glaubt noch immer an das, was die Revolution und der Präsident einmal verheißen haben. Deqo, Waise und gerade mal zehn Jahre alt, lebt auf der Straße. Die alte Kawsar ist ans Bett gefesselt. Soldaten haben sie fast zu Tode geprügelt. Aus der Perspektive der drei starken weiblichen Hauptfiguren erzählt die Autorin vom Bürgerkrieg in Somalia Ende der 1980er Jahre.

Meine Meinung

Man könnte "Der Garten der verlorenen Seelen" einen Mutterroman nennen, da sich in diesem schmerzbeladene Frauen auf eine Weise gegenseitig helfen, die ganz entfernt an so etwas wie Familie erinnert. Im letzten Satz des Romans wird dies besonders deutlich:

"Der Krieg und die Zeit in Hargeisa waren nur eine schwere Prüfung gewesen, damit sie das so sehnsüchtig Erwünschte bekommt: eine Familie – mag diese auch noch so zusammengeschustert sein."

Das Buch erzählt von drei Frauen aus drei Generationen. Die zehnjährige Deqo ist Waisenkind und ewiger Flüchtling, der in einer Plastiktonne haust, für kurze Zeit in einem Bordell unterkommt, bevor der Krieg ausbricht und sie wieder auf der Straße leben muss. Die knapp 30jährige Armeeoffizieren Filsan ist ehrgeizig und versucht sich in der Männerdomäne zu behaupten. Trotz ihrer harten Schale ist sie auch auf der Suche nach Liebe und wünscht sich einen Mann an ihrer Seite. Und dann ist da noch Kawsar, die Ende fünfzig ist und die, der zu dem Zeitpunkt ihr noch unbekannten Deqo zur Hilfe eilt und deshalb auf dem Polizeirevier krankenhausreif geschlagen wird. Verantwortlich dafür ist jene Filsan, die doch so sehr daran interessiert in die Fußstapfen ihres Offiziersvaters zu treten.

Mit dieser Konstellation ist die Verbindung zwischen den drei Frauen geschaffen, die sich im Fortgang der Handlung verliert und sich ganz zum Schluss wieder vereint. In der Zwischenzeit folgen wir den Wegen der drei Frauen durch die Hölle von Hargeisa.

Der Schreibstil ist brutal realistisch. Schon in der Eingangsszene, als sich Kawsar, die eigentlich nichts mehr zu verlieren hat, vor das fremde Kind stellt, wird dies deutlich. Inmitten der Schrecken des kriegerischen Alltags stellt uns das Buch jedoch auch Menschen vor, die in einer rohen und brutalen Welt eine Humantität ausleben, die beeindruckend ist. 

Letztlich erzählt der Roman die Überlebensgeschichte dreier starker Heldinnen. Besonders hervorheben lässt sich der Kontrast aus sehr detailliert beschriebenen brutalen Szenen mit wunderbaren Naturschilderungen. Oder auch dem Gestank der Leichen in den Straßen mit den Düften von Jasmin in Kawsars Garten.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Autorin ein zu abruptes und für mein Empfinden zu versöhnliches Ende für ihr Trio herbeizwingen wollte, welches nicht zur restlichen Geschichte gepasst hat, weil es zu künstlich wirkt.

Fazit

"Der Garten der verlorenen Seelen" verschafft dem Leser einen ganz besonderen Eindruck vom Leben in Somalia. Eine traurige Geschichte, die unter die Haut geht und wohl niemanden kalt lassen wird.